Ein ungelöster Fall bewegt seit Jahren die Öffentlichkeit: Im März 2018 wurde ein erfolgreicher Manager beim Joggen in Haan angegriffen. Der Vorfall schockierte Deutschland – doch die Frage nach dem Auftraggeber bleibt offen.
Jetzt, sieben Jahre später, macht Bernhard Günther erneut Schlagzeilen. Der ehemalige ThyssenKrupp-Vorstand setzt eine hohe Summe aus: 100.000 Euro für entscheidende Hinweise. „Wir wissen, an welcher Tür wir klingeln müssen“, verrät er in einem LinkedIn-Post.
Die ARD widmet dem spektakulären Fall eine Dokumentation, die ab 8. Juli ausgestrahlt wird. Der investigative Ansatz der Sendung könnte neue Impulse liefern. Spuren führen ins Rotlichtmilieu – doch wer steckte wirklich dahinter?
Mehr Details zu diesem ungewöhnlichen Schritt finden Sie in diesem Fokus-Artikel.
Der brutale Säureangriff auf Bernhard Günther
März 2018: Ein Joggingausflug endet in einem Verbrechen. Der damalige Finanzvorstand von Innogy wurde in Haan mit konzentrierter Schwefelsäure attackiert. Die Tat wirkt bis heute wie ein Albtraum.
Der Vorfall im März 2018
Gegen 19 Uhr kehrte der Manager von seiner Laufrunde zurück. Plötzlich griffen zwei Männer an. Sie übergossen ihn mit einer ätzenden Flüssigkeit – später identifiziert als 75%ige Schwefelsäure. Die Täter, Nuri T. und Marko L., flüchteten sofort.
Der Ort: eine ruhige Wohnstraße in Haan. Zeugen beschrieben die Szene als „wie aus einem Horrorfilm“. Die Polizei vermutete schnell einen Auftragsmord.
Die Folgen für das Opfer
Der Angriff hinterließ schwere Verletzungen. Hauttransplantationen waren nötig, das Gesicht blieb entstellt. Nur knapp konnte die Sehkraft gerettet werden. „Ich hatte unglaubliches Glück“, sagte der Manager später vor Gericht.
Die psychischen Folgen sind bis heute spürbar. Beruflich musste er seine Karriere bei Innogy unterbrechen. Mehr zu den Ermittlungen zeigt dieser WDR-Bericht.
- Medizinische Fakten: Verbrennungen dritten Grades, monatelange Reha.
- Gerichtsprozess: Die Täter erhielten 11 und 12 Jahre Haft – der Hintergrund blieb unklar.
Die Suche nach dem Hintermann
Eine hohe Belohnung soll endlich Licht ins Dunkel bringen. 100.000 Euro setzt der ehemalige Manager für entscheidende Hinweise aus. Doch wer steckt wirklich hinter dem Angriff?
Günthers Verdacht: Ein Konkurrent aus der Energiewirtschaft
Spuren deuten auf das berufliche Umfeld. In einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung äußerte der Manager konkrete Vermutungen:
„Wir wissen, an welcher Tür wir klingeln müssen. Die Energiewirtschaft war damals im Umbruch.“
Experten analysieren eine mögliche Karriereblockade. Der Angriff fiel in eine Phase heftiger Branchenkonflikte.
Die Rolle der Belohnung in den Ermittlungen
Die Belohnung ist kein neues Mittel. Bereits 2012 setzte Innogy eine ähnliche Summe aus. Diesmal geht es jedoch um technische Präzision:
Aspekt | 2018 | 2025 |
---|---|---|
Höhe | 50.000 € | 100.000 € |
Anonymität | E-Mail-Kontakt | Verschlüsseltes Portal |
Anwalt Sascha Kuhn leitet die Hinweise. Sein System garantiert absolute Diskretion – ein Schlüssel für vertrauliche Quellen.
Kritik an den Ermittlungsbehörden
Sieben Jahre nach dem Vorfall gibt es neue Vorwürfe gegen die Staatsanwaltschaft. Die Wuppertaler Behörde steht in der Kritik, zentrale Spuren nicht verfolgt zu haben. Experten fragen: Warum blieb der Hintermann unentdeckt?
Vorwürfe der Untätigkeit
Laut internen Dokumenten, die der WDR enthüllte, wurden Schlüsselzeugen nie befragt. Ein namentlich bekannter Verdächtiger aus dem Umfeld des Managers blieb unbehelligt.
„Hier wurden Grundprinzipien der Strafverfolgung ignoriert“, sagt Prof. Dr. Thomas Fischer. Telefonüberwachungen seien trotz Hinweisen verboten worden. Die Ermittlungen wirken wie eine Chronik verpasster Chancen.
Die Herabstufung des Delikts und ihre Konsequenzen
Aus versuchtem Mord wurde schwere Körperverletzung – diese Entscheidung verkürzte die Verjährungsfrist auf 10 Jahre. Mediziner widersprechen: „Die verwendete konzentrierte Schwefelsäure hätte tödlich wirken können“, so ein Gutachten.
Folgen der Umstufung:
- Keine Rasterfahndung möglich
- Eingeschränkte Zugriffsrechte für Sonderermittler
- Vergleiche mit dem Fall Walter Lübcke
Fazit
Die Zeit drängt: Bis 2028 könnte der Fall verjähren. Die ARD-Dokumentation ab Juli gilt als letzte Hoffnung für entscheidende Hinweise. „Wir wissen, an welcher Tür wir klingeln müssen“, zitiert die Westdeutsche Allgemeine Zeitung den Manager.
Experten vermuten den Hintermann im beruflichen Umfeld. Vertraute berichten von anhaltender psychischer Belastung. Die Wuppertaler Staatsanwaltschaft steht unter Druck – anonyme Ex-Ermittler kritisieren Versäumnisse.
Bleibt die Frage: War der Auftraggeber ein Konkurrent? Die nächsten drei Jahre entscheiden, ob die Wahrheit ans Licht kommt.