Konrad Adenauer: Biografie des ersten Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland

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Konrad Adenauer prägte wie kaum ein anderer Politiker die Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Als erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland (1949-1963) legte er den Grundstein für die westliche Orientierung, die europäische Integration und den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Landes. Seine lange politische Karriere begann bereits im Kaiserreich und erstreckte sich über die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus bis in die Nachkriegszeit. Diese Biografie beleuchtet den Lebensweg des «Alten von Rhöndorf», der Deutschland aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs führte.

Konrad Adenauer: Steckbrief

  • Geburtsdatum: 5. Januar 1876 in Köln
  • Todesdatum: 19. April 1967 in Rhöndorf bei Bonn
  • Partei: Zentrumspartei (bis 1933), CDU (ab 1945)
  • Wichtigste Ämter: Oberbürgermeister von Köln (1917-1933), Präsident des Preußischen Staatsrats (1921-1933), Präsident des Parlamentarischen Rates (1948-1949), Bundeskanzler (1949-1963), Bundesvorsitzender der CDU (1950-1966)
  • Bekannte Zitate: «Wir wählen die Freiheit», «Keine Experimente», «Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern»

Kindheit und Jugend (1876-1894)

Köln Ende des 19. Jahrhunderts – die Geburtsstadt Konrad Adenauers

Konrad Hermann Josef Adenauer wurde am 5. Januar 1876 in Köln als drittes von fünf Kindern geboren. Seine Eltern waren der katholische Kanzleirat Konrad Adenauer und seine Frau Helene (geborene Scharfenberg). Die Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, der Vater verdiente monatlich etwa 300 Goldmark.

Seine Kindheit war von gesundheitlichen Problemen geprägt. Mit sieben Jahren litt er an einer Knochenkrankheit, und als Jugendlicher erkrankte er an Tuberkulose – damals eine lebensbedrohliche Krankheit. Trotz dieser Herausforderungen zeigte er früh Ehrgeiz und Durchhaltevermögen.

Nach dem Abitur am Apostelgymnasium in Köln im Jahr 1894 begann er zunächst eine Banklehre beim Kölner Bankhaus Seligmann, die er jedoch nach kurzer Zeit abbrach, als sein Vater ein Stipendium für ihn erhielt.

Studium und erste berufliche Schritte (1894-1906)

Adenauer studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft an den Universitäten Freiburg, München und Bonn. Während seiner Studienzeit trat er katholischen Studentenverbindungen bei, was seine lebenslange Verbundenheit mit dem katholischen Glauben widerspiegelte. Das Studium schloss er 1897 mit dem ersten Staatsexamen ab.

Von 1897 bis 1901 absolvierte er sein Referendariat in Köln. In dieser Zeit lernte er durch den Tennisclub «Pudelnass» Zugang zur höheren Gesellschaft Kölns zu finden. Dort begegnete er auch seiner späteren Ehefrau Emma Weyer, die er 1904 heiratete. Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Konrad, Max und Maria (Ria).

Der junge Jurist Konrad Adenauer um 1900

Nach bestandenem zweiten Staatsexamen 1901 arbeitete Adenauer zunächst als Assessor bei der Staatsanwaltschaft und später in einer privaten Kanzlei. 1905 trat er der katholischen Deutschen Zentrumspartei bei, was den Beginn seiner politischen Laufbahn markierte.

Aufstieg in der Kommunalpolitik (1906-1917)

Adenauers politische Karriere begann 1906, als er zum Beigeordneten der Stadt Köln ernannt wurde. In dieser Position zeigte er bereits sein Organisationstalent und seine Fähigkeit, komplexe Verwaltungsaufgaben zu bewältigen. Drei Jahre später, 1909, stieg er zum Ersten Beigeordneten auf und wurde damit Stellvertreter des Oberbürgermeisters Max Wallraf, dem Onkel seiner Frau.

In dieser Funktion war er für das Finanz-, Personal- und Ernährungsdezernat zuständig. Besonders während des Ersten Weltkriegs bewies er sein Organisationstalent bei der Versorgung der Kölner Bevölkerung mit Lebensmitteln, die aufgrund der britischen Seeblockade zunehmend schwieriger wurde.

Das Kölner Rathaus – Wirkungsstätte Adenauers als Beigeordneter

Adenauer entwickelte in dieser Zeit kreative Lösungen für die Nahrungsmittelknappheit. Er erfand das «Kölner Brot» aus Reis- und Maismehl als Ersatz für das knappe Getreide und ließ es 1915 patentieren. Auch die «Kölner Wurst» mit Sojamehl als Fleischersatz geht auf seine Erfindung zurück.

1916 erlitt Adenauer einen schweren Schicksalsschlag, als seine Frau Emma starb und ihn mit drei kleinen Kindern zurückließ. Trotz dieser persönlichen Tragödie setzte er seine politische Arbeit fort.

Oberbürgermeister von Köln (1917-1933)

Am 18. September 1917 wurde Adenauer im Alter von 41 Jahren zum Oberbürgermeister von Köln gewählt – ein Amt, das er bis 1933 innehaben sollte. Als jüngster Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt zeigte er von Anfang an Weitblick und Innovationsgeist.

Adenauer als Oberbürgermeister von Köln in den 1920er Jahren

Während seiner Amtszeit trieb er zahlreiche Projekte voran, die das Stadtbild Kölns nachhaltig prägten:

  • Gründung der Universität zu Köln (1919)
  • Errichtung der Kölner Messe (1924)
  • Gründung der Musikhochschule (1925)
  • Umwandlung des alten preußischen Festungsrings in einen Grüngürtel
  • Eröffnung der ersten als Autobahn bezeichneten Schnellstraße zwischen Köln und Bonn (1932)
  • Ansiedlung von Ford in Köln (1930)

1919 heiratete Adenauer in zweiter Ehe Auguste (Gussie) Zinsser, mit der er weitere fünf Kinder hatte: Ferdinand (starb kurz nach der Geburt), Paul, Lotte, Libet und Georg.

Neben seinem Amt als Oberbürgermeister übernahm Adenauer weitere wichtige Funktionen: 1921 wurde er zum Präsidenten des Preußischen Staatsrats gewählt, ein Amt, das er bis 1933 innehatte. In dieser Position geriet er häufig in Konflikt mit dem preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun (SPD).

Die Weltwirtschaftskrise 1929 traf auch Adenauer persönlich: Er verlor sein Vermögen durch Spekulationen mit Aktien. Ein öffentlicher Skandal konnte nur dadurch vermieden werden, dass er vom Vorstandsvorsitzenden der Glanzstoff-AG ein Aktienpaket «auslieh».

Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945)

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann für Adenauer eine schwierige Zeit. Er hatte sich bereits früh gegen die NSDAP positioniert. Am 19. Februar 1933 weigerte er sich, den zu einer Wahlkampfrede nach Köln gekommenen Reichskanzler Adolf Hitler am Flughafen zu empfangen, und ließ Hakenkreuzfahnen von der Deutzer Brücke entfernen.

Das Kloster Maria Laach, in dem Adenauer 1933 Zuflucht fand

Die Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten: Am 13. März 1933 wurde Adenauer als Oberbürgermeister abgesetzt. Er verließ Köln und fand für ein Jahr Schutz im Kloster Maria Laach. Auch als Präsident des Preußischen Staatsrats wurde er entlassen.

In den folgenden Jahren lebte Adenauer zurückgezogen, zunächst in Neubabelsberg bei Potsdam, ab 1935 dann in Rhöndorf bei Bonn. Er wurde mehrfach verhaftet und überwacht. Nach dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er im Rahmen der «Aktion Gitter» erneut verhaftet und im Arbeitslager auf dem Kölner Messegelände interniert.

Nach seiner Flucht aus dem Lager wurde er wieder gefasst und im Gestapo-Gefängnis Brauweiler inhaftiert. Erst kurz vor Kriegsende wurde er freigelassen. Während dieser Zeit des erzwungenen Rückzugs entwickelte Adenauer verschiedene Erfindungen, darunter eine «Elektrobürste zur Schädlingsbekämpfung» und einen verbesserten Toaster mit Sichtfenster.

Nachkriegszeit und politischer Neuanfang (1945-1949)

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Adenauer im Mai 1945 von der amerikanischen Militärregierung wieder als Oberbürgermeister von Köln eingesetzt. Diese Position hatte er jedoch nur kurz inne, da er im Oktober 1945 von der britischen Militärregierung wegen angeblicher Unfähigkeit wieder abgesetzt wurde.

Adenauer bei der Gründung der CDU, 1945

Trotz dieses Rückschlags begann Adenauer umgehend mit dem Aufbau einer neuen politischen Kraft. Am 2. September 1945 wurde er Gründungs- und Vorstandsmitglied der «Christlichen-Demokratischen Partei» (CDP) im Rheinland, aus der später die CDU hervorging.

Am 22. Januar 1946 wurde er in Herford zum 1. Vorsitzenden der CDU in der britischen Besatzungszone gewählt. Nach Gründung des Landes Nordrhein-Westfalen wurde er im Juli 1946 Fraktionsvorsitzender der CDU im ersten Landtag.

Ein weiterer Schicksalsschlag traf Adenauer am 3. März 1948, als seine zweite Frau Auguste starb. Im selben Jahr wurde er zum Präsidenten des Parlamentarischen Rates gewählt, der mit der Ausarbeitung des Grundgesetzes für die neue Bundesrepublik Deutschland beauftragt war.

In dieser Position konnte Adenauer maßgeblichen Einfluss auf die Gestaltung der neuen Verfassung nehmen und setzte sich erfolgreich für Bonn als provisorische Hauptstadt ein – nicht zuletzt, weil sein Wohnort Rhöndorf in unmittelbarer Nähe lag.

Bundeskanzler der jungen Bundesrepublik (1949-1963)

Konrad Adenauer wird am 20. September 1949 als erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland vereidigt (Bildnachweis: REGIERUNGonline; B 145 Bild-00090880)

Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 wurde Adenauer als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt. Am 15. September 1949 wählte ihn der Bundestag mit der denkbar knappsten Mehrheit von nur einer Stimme zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Es wird vermutet, dass Adenauer für sich selbst gestimmt hat, um die Mehrheit zu sichern.

Als Bundeskanzler prägte Adenauer die Politik der jungen Bundesrepublik entscheidend. Seine Kanzlerschaft lässt sich in mehrere wichtige Phasen einteilen:

Erste Amtszeit (1949-1953): Grundsteinlegung

In seiner ersten Amtszeit legte Adenauer die Grundlagen für die Westintegration der Bundesrepublik. Mit dem Petersberger Abkommen vom November 1949 erreichte er erste Erleichterungen in der Währungs- und Demontagefrage sowie die Berechtigung, konsularische Beziehungen zu westlichen Staaten aufzunehmen.

1951 übernahm er zusätzlich das Amt des Außenministers, das er bis 1955 innehatte. Im selben Jahr unterzeichnete er den Vertrag über die Montanunion, den ersten Schritt zur europäischen Integration.

Porträt von Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer, 1952 (Bildnachweis: Bundesarchiv; B 145 Bild-F078072-0004)

Zweite Amtszeit (1953-1957): Souveränität und Westbindung

Nach seinem Wahlsieg 1953 setzte Adenauer seinen Kurs der Westintegration fort. Mit den Pariser Verträgen 1955 erreichte er die Souveränität der Bundesrepublik und ihre Aufnahme in die NATO. Im selben Jahr reiste er nach Moskau und erreichte die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion.

Gleichzeitig verkündete er die Hallstein-Doktrin, nach der die Bundesrepublik keine diplomatischen Beziehungen zu Staaten unterhalten würde, die die DDR anerkannten. Diese Doktrin prägte die deutsche Außenpolitik bis in die 1970er Jahre.

Dritte Amtszeit (1957-1961): Europäische Integration

Bei den Bundestagswahlen 1957 erreichte die CDU/CSU unter Adenauer die absolute Mehrheit. In dieser Amtszeit trieb er die europäische Integration voran. 1957 wurden die Römischen Verträge unterzeichnet, die zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) führten.

Innenpolitisch setzte er auf die Soziale Marktwirtschaft unter Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, die zum «Wirtschaftswunder» führte. 1957 wurde unter seiner Regierung die dynamische Rentenformel eingeführt, die die Renten an die Lohnentwicklung koppelte.

Vierte Amtszeit (1961-1963): Deutsch-französische Aussöhnung

Nach den Wahlen 1961 verlor die CDU/CSU die absolute Mehrheit. Adenauer konnte nur mit Unterstützung der FDP weiterregieren, die seinen Rücktritt vor Ende der Legislaturperiode zur Bedingung machte.

Adenauer und de Gaulle bei der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags am 22. Januar 1963

Der Höhepunkt seiner letzten Amtszeit war die Unterzeichnung des Élysée-Vertrags mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle am 22. Januar 1963, der die deutsch-französische Aussöhnung besiegelte und bis heute die Grundlage der engen Beziehungen zwischen beiden Ländern bildet.

Am 15. Oktober 1963 trat Adenauer im Alter von 87 Jahren als Bundeskanzler zurück. Sein Nachfolger wurde Ludwig Erhard.

Außenpolitik: Westbindung und europäische Integration

Die Außenpolitik war das Herzstück von Adenauers politischem Wirken. Von Anfang an verfolgte er konsequent das Ziel einer engen Westbindung der Bundesrepublik Deutschland. Diese Strategie basierte auf mehreren Grundpfeilern:

Westintegration

Adenauer war überzeugt, dass die Sicherheit und Zukunft Deutschlands nur in einer engen Anbindung an die westlichen Demokratien liegen könne. Er strebte daher eine enge Partnerschaft mit den USA, Großbritannien und vor allem Frankreich an.

Diese Politik der Westbindung manifestierte sich in mehreren Schritten:

  • Beitritt zum Europarat (1951)
  • Gründungsmitglied der Montanunion (1951)
  • Deutschlandvertrag mit den Westmächten (1952)
  • Beitritt zur NATO (1955)
  • Gründungsmitglied der EWG (1957)

Europäische Einigung

Adenauer erkannte früh, dass die Zukunft Europas in der Überwindung nationaler Gegensätze und in der wirtschaftlichen und politischen Integration lag. Er wurde zu einem der Gründerväter des vereinten Europas.

Besonders wichtig war ihm dabei die Aussöhnung mit Frankreich, dem «Erbfeind» Deutschlands. Die enge Zusammenarbeit mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle gipfelte in der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags 1963.

Adenauer bei der Unterzeichnung der Römischen Verträge 1957

Verhältnis zur Sowjetunion und zur DDR

Gegenüber der Sowjetunion und dem Ostblock verfolgte Adenauer eine Politik der Stärke. Er lehnte die Stalin-Note von 1952, die eine Wiedervereinigung Deutschlands unter der Bedingung der Neutralität vorschlug, ab. Adenauer befürchtete, dass ein neutrales Deutschland langfristig unter sowjetischen Einfluss geraten würde.

Mit der Hallstein-Doktrin (1955) verfolgte er eine Politik der diplomatischen Isolierung der DDR. Die Bundesrepublik beanspruchte die alleinige Vertretung des deutschen Volkes und brach die diplomatischen Beziehungen zu Staaten ab, die die DDR anerkannten.

Dennoch zeigte Adenauer Pragmatismus, als er 1955 nach Moskau reiste und diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufnahm, um die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen zu erreichen.

Innenpolitik: Soziale Marktwirtschaft und Wiederaufbau

Adenauer mit Wirtschaftsminister Ludwig Erhard, dem «Vater des Wirtschaftswunders»

In der Innenpolitik setzte Adenauer auf die Soziale Marktwirtschaft, die maßgeblich von seinem Wirtschaftsminister Ludwig Erhard konzipiert wurde. Diese Wirtschaftsordnung verband freies Unternehmertum mit sozialer Absicherung und führte zum «Wirtschaftswunder» der 1950er Jahre.

Wichtige innenpolitische Entscheidungen während seiner Kanzlerschaft waren:

  • Lastenausgleichsgesetz (1952) zur Entschädigung der Kriegsgeschädigten und Vertriebenen
  • Rentenreform (1957) mit Einführung der dynamischen Rente
  • Wiederbewaffnung und Einführung der Wehrpflicht (1956)
  • Luxemburger Abkommen (1952) zur Wiedergutmachung an Israel
  • Aufbau des Bundesgrenzschutzes (1951)

Adenauer verfolgte einen klaren antikommunistischen Kurs. 1956 wurde auf seine Initiative hin die KPD verboten. Kritisch gesehen wird heute seine Personalpolitik, die auch ehemalige NSDAP-Mitglieder in hohe Positionen brachte, darunter seinen Staatssekretär Hans Globke, der an den Nürnberger Rassegesetzen mitgewirkt hatte.

Sein Regierungsstil war von Autorität und Entschlossenheit geprägt. Sein Wahlslogan «Keine Experimente» (1957) spiegelte seinen konservativen Ansatz wider, der auf Stabilität und Sicherheit setzte.

Persönlichkeit und Privatleben

Konrad Adenauer war eine komplexe Persönlichkeit mit vielen Facetten. Er galt als diszipliniert, willensstark und pragmatisch. Seine Gegner warfen ihm Autoritarismus und Sturheit vor, seine Anhänger schätzten seine Beharrlichkeit und seinen klaren Kurs.

Trotz seines hohen Alters bei Amtsantritt (73 Jahre) zeigte er eine bemerkenswerte Energie und Arbeitskraft. Er war bekannt für seine Schlagfertigkeit und seinen trockenen Humor, aber auch für seine Fähigkeit, komplexe politische Zusammenhänge einfach darzustellen.

Sein Privatleben war von Schicksalsschlägen geprägt. Nach dem Tod seiner ersten Frau Emma 1916 heiratete er 1919 Auguste Zinsser, die 1948 starb. Aus beiden Ehen hatte er insgesamt acht Kinder.

Adenauer in seinem Garten in Rhöndorf, wo er sich oft zurückzog

In seiner Freizeit widmete er sich seinem Garten in Rhöndorf, besonders der Rosenzucht. Er war auch ein begeisterter Boccia-Spieler und ließ sich sogar eine Boccia-Bahn im Garten des Kanzleramtes anlegen.

Weniger bekannt ist seine Leidenschaft für Erfindungen. Neben dem «Kölner Brot» und der «Kölner Wurst» entwickelte er unter anderem eine beleuchtete Stopfkugel, einen Toaster mit Sichtfenster und eine spezielle Gartenharke.

Vermächtnis und historische Bedeutung

Konrad Adenauer gilt als einer der bedeutendsten deutschen Staatsmänner des 20. Jahrhunderts. Seine 14-jährige Kanzlerschaft prägte die Bundesrepublik Deutschland nachhaltig und legte den Grundstein für ihre Entwicklung zu einer stabilen Demokratie und Wirtschaftsmacht.

Das Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf, heute ein Museum

Zu seinen bleibenden Verdiensten zählen:

  • Die feste Verankerung der Bundesrepublik in der westlichen Wertegemeinschaft
  • Die Aussöhnung mit Frankreich und die Grundsteinlegung für die europäische Einigung
  • Der wirtschaftliche Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg
  • Die Etablierung der Sozialen Marktwirtschaft
  • Die Wiedereingliederung Deutschlands in die internationale Gemeinschaft
  • Die Heimkehr der letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion

Kritisch gesehen werden heute seine Deutschlandpolitik, die die Teilung des Landes verfestigte, sowie sein Umgang mit der NS-Vergangenheit und die Integration ehemaliger Nationalsozialisten in den Staatsapparat der jungen Bundesrepublik.

Adenauers Erbe lebt in vielfältiger Weise fort: Die nach ihm benannte Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU fördert politische Bildung im In- und Ausland. Zahlreiche Straßen, Plätze und Institutionen tragen seinen Namen, darunter der Flughafen Köln/Bonn.

Letzte Jahre und Tod

Nach seinem Rücktritt als Bundeskanzler 1963 blieb Adenauer bis 1966 Vorsitzender der CDU und bis zu seinem Tod Mitglied des Deutschen Bundestages. Auch im Ruhestand verfolgte er das politische Geschehen aufmerksam und kommentierte es häufig kritisch, besonders die Politik seines Nachfolgers Ludwig Erhard.

Adenauer während seiner letzten öffentlichen Auftritte 1966/67

In seinen letzten Lebensjahren arbeitete er an seinen Memoiren, die in vier Bänden erschienen. Im Mai 1966 unternahm er eine vielbeachtete Reise nach Israel, die die Aussöhnung zwischen Deutschland und dem jüdischen Staat symbolisierte.

Seine letzte Auslandsreise führte ihn im Februar 1967 nach Spanien. Von dieser Reise brachte er eine Grippe mit, die sich zu einer Lungenentzündung verschlimmerte. Am 19. April 1967 starb Konrad Adenauer im Alter von 91 Jahren in seinem Haus in Rhöndorf bei Bonn.

Am 25. April 1967 fand im Deutschen Bundestag ein Staatsakt zu seinen Ehren statt. Nach einem Requiem im Kölner Dom wurde er auf dem Waldfriedhof in Rhöndorf beigesetzt. An der Trauerfeier nahmen zahlreiche Staats- und Regierungschefs teil, darunter der französische Staatspräsident Charles de Gaulle und US-Präsident Lyndon B. Johnson.

Berühmte Zitate

«Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht.»

«Die Einheit Europas war ein Traum von wenigen. Sie wurde eine Hoffnung für viele. Sie ist heute eine Notwendigkeit für uns alle.»

«Wir wählen die Freiheit.»

«Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.»

«Man muss das Fell des Bären nicht verteilen, bevor der Bär erlegt ist.»

«Die Demokratie ist die schwerste Staatsform, die es gibt. Denn sie verlangt vom Bürger mehr als nur Gehorsam.»

Zeitleiste: Wichtige Stationen im Leben Konrad Adenauers

Jahr Ereignis
1876 Geburt in Köln am 5. Januar
1894-1901 Studium der Rechtswissenschaften und Referendariat
1904 Heirat mit Emma Weyer
1906 Beigeordneter der Stadt Köln
1916 Tod seiner ersten Frau Emma
1917-1933 Oberbürgermeister von Köln
1919 Heirat mit Auguste Zinsser
1921-1933 Präsident des Preußischen Staatsrats
1933 Absetzung durch die Nationalsozialisten
1944 Verhaftung nach dem Attentat vom 20. Juli
1945 Kurzzeitig wieder Oberbürgermeister von Köln
1946 Vorsitzender der CDU in der britischen Besatzungszone
1948 Tod seiner zweiten Frau Auguste; Präsident des Parlamentarischen Rates
1949-1963 Erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland
1950-1966 Bundesvorsitzender der CDU
1951-1955 Zusätzlich Bundesaußenminister
1955 Moskaureise und Freilassung der letzten Kriegsgefangenen
1957 Unterzeichnung der Römischen Verträge
1963 Élysée-Vertrag mit Frankreich; Rücktritt als Bundeskanzler
1967 Tod in Rhöndorf am 19. April

Gedenkstätten und Museen

Innenansicht des Adenauer-Museums in Rhöndorf

Wer mehr über das Leben und Wirken Konrad Adenauers erfahren möchte, kann verschiedene Gedenkstätten und Museen besuchen:

  • Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus: Das ehemalige Wohnhaus Adenauers in Rhöndorf ist heute ein Museum, das Einblicke in sein privates und politisches Leben gibt. Zu sehen sind unter anderem sein Arbeitszimmer, seine Bibliothek und der von ihm angelegte Garten.
  • Konrad-Adenauer-Gedenkstätte im Kölner Rathaus: Eine Dauerausstellung über Adenauers Zeit als Oberbürgermeister von Köln.
  • Haus der Geschichte in Bonn: Die Dauerausstellung zur Geschichte der Bundesrepublik Deutschland widmet Adenauer als erstem Bundeskanzler einen eigenen Bereich.

Weiterführende Literatur

Biografien

  • Hans-Peter Schwarz: «Adenauer. Der Aufstieg: 1876-1952»
  • Hans-Peter Schwarz: «Adenauer. Der Staatsmann: 1952-1967»
  • Henning Köhler: «Adenauer. Eine politische Biographie»
  • Werner Biermann: «Konrad Adenauer. Ein Jahrhundertleben»

Primärquellen

  • Konrad Adenauer: «Erinnerungen» (4 Bände)
  • Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus (Hrsg.): «Adenauer – Rhöndorfer Ausgabe»
  • Konrad Adenauer: «Teegespräche 1950-1963»

Spezialthemen

  • Dominik Geppert: «Die Ära Adenauer»
  • Rudolf Morsey: «Konrad Adenauer und seine Zeit»
  • Klaus-Dietmar Henke: «Adenauers Watergate»
  • Christian Feyerabend: «Adenauer. Der Garten und sein Gärtner»

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Mehr zur deutschen Nachkriegsgeschichte

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Besucherinformationen

Quellen

Dieser Artikel basiert auf Informationen aus folgenden Quellen:

Bildnachweise: Bundesarchiv, REGIERUNGonline, Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus

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