Am 26. Oktober 1999 stürzte ein Schlagerstar aus dem Fenster – ein Tod, der mehr Fragen als Antworten hinterließ. Drei Tage zuvor, am 23. Oktober, gab er seinen letzten Auftritt im Möbelhaus «Wohnparadies» in Bad Vilbel. Alkohol und Tabletten prägten diesen Abend, der wie eine düstere Vorahnung wirkte.
Rosa von Praunheims Film «Der letzte Tanz» zeigt die Doppelexistenz des Künstlers: öffentlich als heterosexueller Star, privat gefangen in einer Zeit gesellschaftlicher Repression. Der Tod wurde zur Metapher – ein Fenstersturz als Symbol für zerbrochene Illusionen.
Mehr über die rätselhaften Umstände seines Endes erfahren Sie in diesem ausführlichen Bericht. Eine Geschichte von Maskeraden und der Sehnsucht, endlich man selbst zu sein.
Rex Gildo: Aufstieg und Fall eines Schlagersängers
Straubing, 1936: Ein Junge namens Ludwig Hirtreiter trägt noch keine glänzenden Anzüge. Wer ahnte damals, dass aus dem Dekorateurlehrling ein Star werden würde? Seine Karriere war ein Meisterwerk der Inszenierung – und der Widersprüche.
Die frühen Jahre: Von Ludwig Hirtreiter zu Rex Gildo
Ludwig Franz Hirtreiter erfand sich neu. Angeblich sang er bei den Regensburger Domspatzen – eine Lüge, die sein Image als Elitekünstler stützte. Selbst seine Mutter wurde zur Opernsängerin umgeschrieben.
Dabei begann alles unspektakulär: Lehre, Nebenjobs, dann der Zufall. Fred Miekley, ein Produzent mit Gespür, entdeckte ihn in den 1950er Jahren. Die Metamorphose konnte beginnen.
Der Durchbruch mit Fred Miekley
Miekley wurde zum Architekten seines Erfolgs. Er finanzierte Gesangsstunden, drückte ihm das Toupet auf den Kopf und erfand den Namen Rex Gildo. Pygmalion hätte es nicht besser gekonnt.
1962 kam Speedy Gonzales – der erste Hit. Ein Lied, das ihn zum Teenie-Idol machte. Doch der Erfolg hatte einen Preis: Miekley kontrollierte alles, sogar sein Privatleben.
Die goldenen Jahre des Schlagerstars
In den 1970ern regierte er die Schlager-Bühnen. Mit Kolleginnen wie Conny Froboess und Gitte Hænning feierte er Triumphe. Fiesta Mexicana hielt sich 29 Wochen in den Charts – doch er hasste den Song.
40 Millionen Tonträger, 30 Filme: Die Zahlen waren gigantisch. Doch hinter der Fassade brodelte es. Der Star trug eine Maske – und die wurde immer schwerer.
Das Doppelleben des Rex Gildo
Die Öffentlichkeit kannte ihn als charmanten Entertainer, doch privat führte er ein Doppelleben. Hinter den glitzernden Anzügen und Hits verbarg sich ein Mann, der jahrzehntelang gegen gesellschaftliche Erwartungen kämpfte.
Die heimliche Beziehung zu Fred Miekley
37 Jahre lang verband ihn eine verborgene Liebe mit seinem Manager Fred Miekley. Rosa Praunheims Film «Der letzte Tanz» zeigt intime Szenen zwischen den beiden – ein Tabubruch für die damalige Zeit.
Miekley war mehr als nur ein Förderer. Er prägte das Leben des Schlagersängers, von der Karriere bis zur persönlichen Identität. Doch die Beziehung blieb ein Geheimnis, das nur Eingeweihte kannten.
Die Scheinehe mit seiner Cousine Marion
1974 heiratete er seine Cousine Marion – eine reine Farce. Die Ehe diente als Tarnung, um Gerüchte zu ersticken. Marion lebte sogar mit im Münchener Villa-Dreiergespann.
«Sie war eine lebende Requisite», sagte ein Insider. Die Medien spielten mit – niemand hinterfragte die Fassade. Wer hätte gedacht, dass selbst die Ehe Teil der Inszenierung war?
Der Druck der Öffentlichkeit
Die Öffentlichkeit verlangte das Bild des heterosexuellen Stars. Kolleginnen wie Gitte Hænning wussten von seiner Homosexualität, doch schwiegen. «Es war eine andere Zeit», erklärte sie später.
Junge Fans parodierten sein Image, während Boulevard-Blätter die Illusion aufrechterhielten. Der Druck wurde zu schwer – ein Leben zwischen Lüge und Wahrheit.
Der tragische Abstieg und das Ende
Die letzten Jahre des Schlagersängers waren geprägt von inneren Kämpfen und äußerem Verfall. Was einst glitzerte, verlor seinen Glanz – eine Abwärtsspirale, die kein Happy End kannte.
Alkohol und Tabletten: Der Beginn des Niedergangs
Ab den 1980ern wurde der Star zum Schatten seiner selbst. Schmerzmittel und Alkohol dienten als Pflaster für den Image-Verfall. «Er trank, um die Masken zu ertragen», erzählte ein Vertrauter.
Die Bühnen wurden kleiner: Von Arenen in Mexiko zu Möbelhaus-Auftritten. Ein Medikamentencocktail hielt ihn mühsam auf den Beinen – doch die Show musste weitergehen.
«Sein Lächeln war eine Maschine, die irgendwann kaputtging.»
Der letzte Auftritt in Bad Vilbel
Am 23. Oktober 1999 betrat er im Bad Vilbeler Möbelhaus «Wohnparadies» die Bühne – betrunken, stolpernd. Eine groteske Parodie seines eigenen Fiesta-Images.
Fans sahen einen verwirrten Mann, der Texte vergaß. Drei Tage später war alles vorbei. Ein Ende, das Fragen offenließ.
Ereignis | Datum | Ort |
---|---|---|
Letzter Auftritt | 23. Oktober 1999 | Bad Vilbel |
Fenstersturz | 26. Oktober 1999 | München |
Tod | 29. Oktober 1999 | Klinikum München |
Der mysteriöse Fenstersturz
Am 26. Oktober 1999 stürzte er aus dem Fenster seiner Münchner Wohnung. Ein Streit mit seinem Sekretär Dave ging voraus. Drei Tage Koma, dann das Ende.
Rosa von Praunheims Film zeigt Szenen, die der Polizeibericht nicht erzählt. War es ein Unfall? Oder der letzte Akt einer langen Tragödie?
Mehr über die ungeklärten Umstände findet sich im queer.de-Artikel.
Fazit
Ein Film wurde zur späten Befreiung – Rosa Praunheims Werk Der letzte Tanz erzählt, was der Star nie sagen konnte. Für die LGBTQ+-Community ist Rex Gildo heute ein Symbol: vom §175-Opfer zum Kulturkampf-Zeichen.
Sein Grabstein, seit 2019 um Fred Miekley und Marion ergänzt, spiegelt die Dreierkonstellation seines Lebens. „Alles ist gut. Geht weg!“ – die letzten Worte wirken wie ein ironisches Vermächtnis.
Die Schlager-Welt feierte ihn als Chartmonster. Doch sein wahres Erbe? Eine Warnung vor dem doppelten Leben – und die Frage, wie viel Freiheit die Öffentlichkeit damals verweigerte.
FAQ
Wie hieß Rex Gildo eigentlich mit bürgerlichem Namen?
Geboren wurde er als Ludwig Franz Hirtreiter – ein Name, der später in den Schlagerszene kaum jemand kannte. Den Künstlernamen «Rex Gildo» erfand sein Manager Fred Miekley.
Welcher Song war sein größter Hit?
«Fiesta Mexicana» wurde 1964 zum Kult-Hit. Der Ohrwurm mit der markanten Trompetenmelodie bleibt bis heute sein bekanntester Titel.
Warum stürzte Rex Gildo aus dem Fenster?
Die genauen Umstände seines Todes 1999 sind nie vollständig geklärt worden. Alkoholprobleme und Depressionen prägten seine letzten Jahre.
Stimmt es, dass er eine Scheinehe führte?
Ja, mit seiner Cousine Marion. Die Ehe diente wohl dazu, sein Image als Frauenheld aufrechtzuerhalten – während er heimlich eine Beziehung zu Fred Miekley hatte.
Wo trat Rex Gildo das letzte Mal auf?
Sein finaler Auftritt war am 15. Oktober 1999 in Bad Vilbel. Nur zwei Tage später stürzte er in München aus dem Fenster.
Spielte er auch in Filmen mit?
Absolut! In den 60ern war er in mehreren Musikfilmen zu sehen, oft an der Seite von Kolleginnen wie Gitte Hænning oder Conny Froboess.
Wie reagierte die Schlagerbranche auf seinen Tod?
Viele waren schockiert – öffentlich hatte kaum jemand seinen Alkoholprobleme thematisiert. Rosa von Praunheim drehte später eine Dokumentation über sein Doppelleben.