Vor über zwei Jahrzehnten prägte sie als „Gina Wild“ die Erotikbranche. Doch was tut die ehemalige Ikone heute? Die Antwort überrascht: Theaterarbeit, Unternehmertum und soziales Engagement bestimmen ihren Alltag.
Seit 2019 lebt sie in Bremen und verbindet Kunst mit Wohltätigkeit. Auf der Bühne steht sie für anspruchsvolle Rollen, während sie parallel einen eigenen Eierlikör vertreibt. Ein ungewöhnlicher, aber erfolgreicher Mix.
Obwohl seit Jahren nicht mehr in der Branche aktiv, bleibt ihr alter Künstlername präsent. Doch Schaffrath hat längst neue Wege eingeschlagen – von der Schirmherrschaft für Gesundheitsprojekte bis hin zur regionalen Vernetzung.
Dieser Artikel beleuchtet, wie aus einer umstrittenen Figur eine vielseitige Persönlichkeit wurde. Vom Porno-Set zur Philanthropin – eine unerwartete Entwicklung.
Michaela Schaffrath Erotik: Der Aufstieg zur Ikone
1997 markierte einen Wendepunkt in der deutschen Erotikbranche. Eine Frau betrat die Szene – und wurde innerhalb kürzester Zeit zum Phänomen. Unter dem Pseudonym Gina Wild drehte sie neun Filme, die bis 2017 über 800.000 Mal verkauft wurden.
Die Anfänge als Gina Wild
Ihr Debüt gab sie in der Reihe Jetzt wird es schmutzig. Die Filme prägten den deutschen Markt nachhaltig. Historisch fiel ihr Start in eine Umbruchzeit: Ende der Kohl-Ära, der Tod von Lady Diana – die Gesellschaft war im Wandel.
Doch hinter dem Erfolg verbargen sich harte Realitäten. In einem Interview mit Markus Lanz (2011) gestand sie:
«Mit heutigem Wissen wäre ich nicht eingestiegen.»
Der Grund: Sie hatte keine Beteiligung an den Filmeinnahmen, obwohl sie alsPornodarstellerindie Hauptattraktion war.
Rekordverkäufe und Einfluss auf die Branche
Ihre Popularität war ein deutsches Unikat. Verglichen mit heutigen Standards wirken ihre Verträge ausbeuterisch. Die folgende Tabelle zeigt den Kontrast:
Kriterium | 1997–2000 | Heutige Branche |
---|---|---|
Gage pro Film | Pauschalhonorar | Prozentuale Beteiligung |
Vermarktungsrechte | Keine | Oft Verhandlungsbasis |
Medienpräsenz | Limitierte Interviews | Eigenes Branding |
Trotz dieser Bedingungen blieb Gina Wild für Jahren ein Verkaufsschlager. Ihr Einfluss reicht bis in die heutige Zeit – auch wenn sie längst neue Wege ging.
Der Ausstieg aus der Erotikbranche und neue Wege
Plötzlich war sie überall: TV, Synchronstudios, sogar im Boxring. Der radikale Bruch mit der Vergangenheit gelang durch gezielte Schritte – und einen klaren Blick auf die finanziellen Realitäten.
Gründe für den Karrierewechsel
Fehlende Residualerlöse aus ihren Filmen zwangen zum Umdenken. „Ohne Beteiligung an den Einnahmen war das auf Dauer kein Modell“, erklärte sie später. Der Ausstieg wurde zur Notwendigkeit.
Hinzu kam der Wunsch nach seriösen Rollen. Jobs als Moderatorin oder Synchronsprecherin boten kreative Freiheit – und sicheres Geld.
Erste Schritte als Moderatorin und Synchronsprecherin
2002 gewann sie gegen Doro Pesch beim RTL Promiboxen. Der Sieg war ein medienwirksamer Imagewandel. Kurz darauf folgten Auftritte in Tatort und Verbotene Liebe.
Die Synchronarbeit wurde zur Brücke: „Stimmen geben ist wie Schauspielerei ohne Kamera“, verriet sie in einem Interview. Selbst die Toten Hosen engagierten sie 2008 für ein Musikvideo.
Ihr Fazit nach Jahren im Mainstream: „Man muss nur mutig genug sein, neue Türen einzutreten.“
Theaterarbeit: Eine neue Leidenschaft
2010 betrat sie eine neue Welt: das Theater. Was als Experiment begann, entwickelte sich zur Berufung. Die Bühne bot nicht nur kreative Freiheit, sondern auch etwas, das in früheren Jahren fehlte – künstlerische Anerkennung.
Debüt auf der Bühne und Erfolge
Ihr erstes Stück, Zärtliche Machos, wurde zum Durchbruch. Über 300 Vorstellungen spielte sie – ein Beweis für Disziplin. «Das ist ehrliches Handwerk», verriet sie im WAZ-Interview.
Die Rolle in der Frankfurter Komödie war hart erkämpft. Kollegen waren anfangs skeptisch. Doch ihr Einsatz überzeugte. Zärtliche Machos wurde zum Karriereanker – und zur Antwort auf alte Vorurteile.
Aktuelle Projekte im Boulevardtheater Bremen
Heute steht sie im Tabakquartier, einem 700-Mio.-Euro-Projekt. In Das perfekte Geheimnis zeigt sie ihr komödiantisches Talent. Bremen ist ihr kreatives Zentrum geworden.
Auf Instagram gibt sie Einblicke in den Probenalltag. Kein inszeniertes Privatleben, sondern echtes Handwerk. Das Publikum honoriert es: Aus der Skandal-Darstellerin wurde eine respektierte Bühnenpräsenz.
Neben der Schauspielerei engagiert sie sich als Schirmherrin – ein Thema, das im nächsten Abschnitt vertieft wird.
Soziales Engagement und wohltätige Projekte
Neben der Bühnenkarriere widmet sie sich seit Jahren wohltätigen Projekten. Was als gelegentliche Unterstützung begann, wurde zur zweiten Berufung – mit medizinischem Schwerpunkt.
Verantwortung für Immundefekte
Seit 2019 ist sie Schirmherrin der Deutschen Selbsthilfe angeborener Immundefekte (DSAI). Diese Rolle nutzt sie aktiv: «Aufklärung rettet Leben – besonders bei seltenen Erkrankungen», betont sie in Kampagnen.
Ihr Fokus liegt auf Bremen. Bei der CLS Plasma-Eröffnung 2022 warb sie für Spenden. Lokale Vernetzung ist ihr wichtig, doch die Wirkung ist bundesweit spürbar.
Hilfe für kleine Patienten
Drei Jahre arbeitete sie im Clementine-Kinderhospital Frankfurt. Diese Erfahrung prägte sie nachhaltig. Heute unterstützt sie die DKMS bei der Registrierung von Stammzellspendern.
«Krebskranke Kinder lehren einen, was wirklich zählt»
Ihr Ansatz verbindet Prominenz mit Handarbeit. Statt nur Reden zu halten, packt sie an – ob bei Fundraising-Events oder Krankenhausbesuchen. Ein ungewöhnlicher, aber effektiver Weg.
Privatleben und Nebenprojekte
Ein Familienrezept wurde zur Grundlage eines neuen Geschäftsmodells. Auf Oma Marthas Dachboden entdeckte sie 2019 ein altes Eierlikör-Rezept – der Startschuss für eine ungewöhnliche Unternehmung.
Das Eierlikör-Projekt «Advocaat»
Aus der Nostalgie entstand ein Premium-Sortiment: Vanille-, Sanddorn- und Marzipan-Eierlikör. Das Marketing setzt auf Authentizität – der „Oma Martha“-Mythos wird gezielt genutzt.
Social-Media-Reaktionen bestätigen die Qualität: „Schmeckt wie selbstgemacht“, kommentieren Fans. Die Nischenpositionierung im Spirituosenmarkt scheint aufzugehen.
Leben in Bremen und Beziehung
Seit zehn Jahren ist sie mit Fotograf Carlos Anthonyo liiert. Das Bremer Stadthaus symbolisiert ihre Verwurzelung – ein Kontrast zu früheren, gescheiterten Beziehungen.
Hier verbindet sie Beruf und Privates: „Bremen ist meine Welt geworden“, verrät sie in Interviews. Die Renovierung des Hauses spiegelt ihren Weg – von der Vergangenheit in die Gegenwart.
Fazit
Aus der einstigen Ikone wurde eine vielseitige Unternehmerin und Philanthropin. Die Transformation von der Pornodarstellerin zur Theater- und Geschäftsfrau zeigt, wie gezielte Schritte ein Image nachhaltig verändern können.
Was in den 90er-Jahren als Gina Wild-Phänomen begann, ist heute ein Beispiel für gelungenen Neuanfang. Ihre Arbeit auf der Bühne und ihr soziales Engagement prägen nun ihr öffentliches Bild – weit entfernt von alten Klischees.
Die Zukunft scheint vielversprechend: Während die Theaterarbeit eine feste Säule bleibt, könnte ihr Engagement mit Aida neue Türen öffnen. Ein Resümee nach über zwei Jahrzehnten: Mut lohnt sich.