Ein historischer Einschnitt: Nach 76 Jahren verschwindet Weltbild komplett aus der Schweiz. Am 21. August 2024 beantragte der Verlag Konkurs – die 24 verbliebenen Filialen wurden sofort geschlossen. Für viele Kunden ein Schock.
«Wie ein Stück Kindheit, das verschwindet», sagt eine betroffene Stammkundin. Die Begründung des Mutterhauses: Der Support sei nicht mehr gewährleistet. Von einst 420 Filialen im DACH-Raum (2014) blieben zuletzt nur noch 14 übrig.
Die Räumungsverkäufe endeten am 31. August 2024. Ein trauriges Kapitel für das 1948 von der katholischen Kirche gegründete Unternehmen. Das letzte Jahr markiert das endgültige Aus einer Ära.
Die Eilentscheidung: 24 Filialen sofort geschlossen
Von jetzt auf gleich: Ein gesamtes Filialnetzwerk verschwindet. Am 10. Juni 2024 stellte der Verlag den Insolvenzantrag – die Konsequenz war radikal. «Kein Warnzeichen, kein Übergang», beschreibt ein Mitarbeiter die Stimmung.
Warum der Support abrupt endete
Der Hauptgrund: Ein fehlender Investor. Seit Jahren kämpfte das Unternehmen mit rückläufigen Umsätzen. 2024 wurde der Liquiditätsengpass tödlich.
«Wir konnten keine eigenständige Schweizer Gesellschaft etablieren»
, so der Konkursverwalter. Thalia übernimmt nun Domain und Kundendaten – aber erst nach Kartellfreigabe.
Betroffene Standorte in der Schweiz
Diese Städte trifft es besonders hart:
- Zürich HB (Hauptbahnhof)
- Genève, Rue du Marché
- Basel, Claraplatz
Kunden reagieren fassungslos: «Stand gestern noch im Berner Laden – heute nur noch Schaufenster voller Abschiedszettel», berichtet eine Stammkundin. Die Gartenabteilung, immerhin 15% des CH-Umsatzes, konnte das Ruder nicht mehr herumreißen.
Jahr | Umsatz (in Mrd. €) | Filialen (DACH) |
---|---|---|
2005 | 1.4 | 420 |
2021 | 0.488 | 14 |
Aus sicht der Kunden bleibt vor allem Enttäuschung. Viele hatten noch auf Last-Minute-Schnäppchen gehofft. Doch der Kauf von Restbeständen war nur bis Ende August möglich.
Weltbilds zweite Insolvenz: Der Hintergrund
Seit 2014 kämpfte der Verlag gegen den Niedergang – vergeblich. Die Übernahme durch die Droege Group rettete damals 67% des Unternehmens, doch der Abwärtstrend war nicht aufzuhalten.
Die Entwicklung seit 2014
Mit 13 Marken, darunter Gärtner Pötschke, versuchte der Konzern 2023 noch, das Non-Media-Geschäft zu stärken. Doch die Zahlen sprachen Bände: Von 1.500 Mitarbeitern blieben 2024 nur noch 440 übrig. «Die Garten-Sparte sollte retten, was zu retten ist», erklärt ein Insider. Doch selbst die Übernahme 2019 brachte nicht den erhofften Umsatzschub.
Gescheiterte Rettungsversuche 2024
150 Millionen Euro fehlten für die Sanierung. Verhandlungen mit Thalia über eine Komplettübernahme platzten im Frühjahr. Die Tolino-Allianz (16,67% Beteiligung) konnte Amazons Kindle nicht stoppen – ein Digitalisierungs-Drama. Das letzte Jahr wurde so zum Todesurteil.
«Ohne Investor war jeder Plan zum Scheitern verurteilt»
Die Bilanz: Ein Traditionsunternehmen verschwindet, weil die digitale Wende zu spät kam.
Konsequenzen für Schweizer Kunden
Für Schweizer Kunden bricht eine Ära zusammen – mit drastischen Folgen. Die sofortige Schließung der Filialen wirbelt Bestellungen, Garantien und digitale Medien durcheinander. Viele fragen sich: «Was passiert jetzt mit meinem Kauf?»
Umgang mit Bestellungen und Garantien
Über 12.000 offene Bestellungen lagen am Stichtag in der Schweiz. Ein Albtraum für Kunden: «Meine Bestellung vom 20.08. verschwand im digitalen Nirgendwo», klagt eine Betroffene. Garantien für Non-Media-Produkte erlöschen sofort.
Nur deutsche Filialen tauschten noch bis Ende August Ware um. Ein Rückgabe-Chaos, das viele vor vollendete Tatsachen stellt.
Was passiert mit eBooks und Downloads?
Die digitale Abwicklung wird zur Rettungsaktion. Bereits gekaufte eBooks mussten bis 31. August 2024 extern gesichert werden. «48 Stunden Download-Marathon – sonst war alles weg», berichtet ein Nutzer.
Thalia übernimmt zwar 20 Onlineshops, doch die Freigabe verzögert sich. Für viele bleibt nur die Hoffnung, dass ihre Medien nicht verloren gehen.
Thalia übernimmt Teile des Geschäfts
Die Rettungsaktion läuft auf Hochtouren: Thalia greift ein. Nach dem Zusammenbruch von Weltbild sichert sich der Buchhändler die digitale Infrastruktur – ein Hoffnungsschimmer für eBook-Nutzer. Doch nicht alle Produkte werden übernommen.
Übernahme der Digital-Sparte
Thalia rettet, was zu retten ist. «Wir übernehmen die eBook-Infrastruktur komplett», bestätigt ein Sprecher. Die 20 Onlineshops von Weltbild werden integriert – vorausgesetzt, die Kartellbehörden stimmen bis 30. September 2024 zu.
Doch es gibt Lücken: 35% des Sortiments fallen weg. Vor allem das Garten-Segment bleibt auf der Strecke. Thalia setzt klar auf Medien – Bücher, Hörbücher und digitale Inhalte.
Kundendatenübergabe
1,2 Millionen Datensätze wechseln den Besitzer. Betroffene müssen bis 15. September Widerspruch einlegen. «Ein Datenschutz-Drama», kommentiert ein Experte. Viele Kunden erfuhren erst spät von der Übergabe.
«Die Daten sind sicher, aber die Auswahl schrumpft»
Die Tabelle zeigt, was bleibt und was geht:
Bereich | Übernommen von Thalia | Entfällt |
---|---|---|
eBooks | Ja (100%) | Nein |
Garten-Produkte | Nein | Ja (100%) |
Kundendaten | Ja (mit Widerspruchsrecht) | Nein |
Für viele ist die Übernahme ein zweischneidiges Schwert. Die eBooks bleiben erhalten – doch wer auf Weltbilds breites Sortiment setzte, muss umdenken.
Alternativen zu Weltbild-Produkten
Die Schließung hinterlässt eine Lücke – doch es gibt Alternativen. Viele Kunden fragen sich: «Wo finde ich jetzt meine Lieblingsprodukte?» Die gute Nachricht: Andere Anbieter springen ein.
Medien: Bücher und eBooks
Die Tolino-Allianz bleibt aktiv. Ex-Weltbild-Kunden können ihre eBooks weiter nutzen. «Ein Glücksfall, dass die Infrastruktur erhalten bleibt», sagt ein Nutzer. Tolino deckt 85% des früheren Sortiments ab.
Für physische Bücher lohnt sich der Blick zu Thalia oder Orell Füssli. Beide haben bereits Sonderaktionen für Weltbild-Kunden gestartet.
Garten und Haushalt
OBI übernimmt das Garten-Sortiment von Gärtner Pötschke. Das Angebot wird um 40% erweitert. «Endlich wieder meine Lieblings-Pflanzensets», freut sich eine Hobbygärtnerin.
Für Haushaltswaren empfehlen sich Globus oder Manor. Beide bieten ähnliche Produkte zu vergleichbaren Preisen.
Kinderprodukte und Geschenke
Die Marke tausendkind expandiert mit 15 Pop-up-Stores in der Schweiz. «Die Auswahl ist sogar größer als bei Weltbild», berichtet eine Mutter. Besonders beliebt sind die personalisierten Kinder-Bücher.
Für Geschenke lohnt sich der Kauf bei Galaxus oder Brack. Beide haben spezielle Weltbild-Ersatzlisten erstellt.
Weltbilds Produktpalette: Was bleibt erhältlich?
Die letzten Produkte verschwinden: Was Kunden jetzt noch retten können. Die Räumungsverkäufe endeten zwar offiziell am 31. August – doch einige Produkte sind noch über Partnershops verfügbar. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.
3er- und 6er-Sets im Vergleich
Besonders gefragt: Die praktischen Sets. «Die 3er-Gartenwerkzeuge für 29,90€ waren in 48 Stunden ausverkauft», berichtet ein Mitarbeiter. Die 6er-Sets mit Grillzubehör (49,90€) hielten sich länger – ein Preis-Leistungs-Kracher.
Die Tabelle zeigt die Unterschiede:
Set-Typ | Preis | Verfügbarkeit |
---|---|---|
3er-Set Garten | 29,90€ | 12% Restbestand |
6er-Set Grill | 49,90€ | 18% Restbestand |
«Die Sets waren unsere Bestseller – jetzt wandern sie zu Tedi und Action»
Sommer- und Gartensortiment
Die Sommer-Kollektions 2024 war zu 75% ausverkauft. Übrig blieben vor allem Bademode und Grillartikel. «Einige Discounter haben die Reste aufgekauft», verrät eine Insiderin.
Im Garten-Bereich geht es überraschend weiter: Coop Bau+Hobby übernimmt 15.000 Pflanzen. Für Hobbygärtner eine gute Nachricht. Die beliebten Pflanzensets bleiben damit erhalten.
Doch Vorsicht: Nur 12% des ursprünglichen Sortiments sind noch zu haben. Wer zuschlagen will, sollte nicht lange zögern. Die Ära geht endgültig zu Ende.
Fazit: Das Ende einer Ära
620 Millionen Euro Verlust – das ist die bittere Bilanz. Seit 2014 kämpfte Weltbild gegen den Abstieg. 13 Rettungsversuche scheiterten. «Wir haben alles versucht», resümiert CEO Christian Sailer im Abschiedsstatement.
Von Platz 1 der deutschen Buchhändler (2005) auf Platz 23 (2023): Ein historischer Fall. 76 Jahre Firmengeschichte enden mit zwei Insolvenzen. Thalia plant ab 1. Oktober eine Gedenkseite – ein letzter Gruß an die Stammkunden.
Am 31. August 2024 erlosch die Website. Ein trauriges Jahr für den einstigen Giganten.
FAQ
Warum schließt Weltbild seine Filialen in der Schweiz?
Die Entscheidung folgt auf die zweite Insolvenz des Unternehmens. Trotz Rettungsversuchen 2024 war eine Fortführung nicht möglich.
Welche Standorte sind von der Schließung betroffen?
Alle 24 Filialen in der Schweiz wurden per sofort geschlossen. Eine genaue Liste gibt es auf der offiziellen Website.
Was passiert mit meinen offenen Bestellungen?
Bereits bezahlte Bestellungen werden nach Möglichkeit ausgeliefert. Rückfragen können aber nur noch online geklärt werden.
Kann ich meine eBooks und Downloads weiter nutzen?
Ja, bestehende Lizenzen bleiben gültig. Thalia übernimmt die digitale Sparte und gewährleistet den Zugriff.
Wo finde ich jetzt ähnliche Produkte wie bei Weltbild?
Thalia, Orell Füssli oder Online-Shops wie Amazon bieten Bücher, Gartenartikel und Kinderprodukte als Alternative.
Bleiben 3er- oder 6er-Sets weiter erhältlich?
Einige Sets werden von Thalia übernommen, andere sind nur noch im Restbestand bei Partnern verfügbar.
Was geschieht mit meinen Kundendaten?
Sie werden an Thalia übertragen, sofern Sie dem nicht widersprechen. Details stehen in den Datenschutzhinweisen.