Über 10 Millionen Fahrzeuge in Europa könnten wegen illegaler Abschalteinrichtungen stillgelegt werden. Aktuelle Messungen der Deutschen Umwelthilfe zeigen erschreckende Werte: Einige Modelle überschreiten die Grenzwerte um das Zwölffache.
Besonders betroffen sind Dieselmodelle mit Euro-5- und Euro-6-Motoren. In Deutschland stehen Fahrverbote in mehreren Städten bevor. Die Frist für Klagen läuft 2023/2024 aus – betroffene Halter sollten schnell handeln.
Die Technik hinter dem Skandal: Sogenannte «Thermofenster» manipulieren Abgaswerte bei niedrigen Temperaturen. Dieses Vorgehen erinnert an den VW-Abgasskandal, doch die Dimensionen sind noch größer.
Ein kostenloser Online-Check der Deutschen Umwelthilfe gibt erste Klarheit, ob das eigene Fahrzeug betroffen ist. Die Ergebnisse überraschen viele Autobesitzer – und könnten weitreichende Folgen haben.
Volvo Dieselskandal: Hintergründe und aktuelle Entwicklungen
Neue Enthüllungen zeigen, wie Abgaswerte systematisch manipuliert wurden. Besonders betroffen sind Fahrzeuge mit bestimmten Diesel-Motoren. Die Werte liegen teils weit über den zulässigen Grenzwerten.
Die Entdeckung der Manipulation durch die Deutsche Umwelthilfe
Die Deutsche Umwelthilfe nutzte spezielle Testverfahren. Dabei kamen Heizdecken und Eisbeutel zum Einsatz. Sie simulierten unterschiedliche Temperaturen am Außenspiegelsensor.
Die Ergebnisse waren alarmierend:
- 2.148 mg NOx/km bei -4°C gemessen
- Erlaubt sind nur 180 mg
- Überschreitung um das Zwölffache
Ein Sprecher der Organisation kommentierte: «Diese Werte beweisen gezielte Manipulationen.»
Betroffene Modelle und Motoren
Folgende Baureihen stehen im Fokus:
- D3 (Euro5) und D4 (Euro6) Motoren
- Produktionszeitraum 2014-2018
- 11 verschiedene Modelle betroffen
Der XC60 2.0 zeigt besonders hohe Emissionen. Technische Analysen offenbaren Ähnlichkeiten zu bekannten Systemen anderer Hersteller. Das OLG Köln bestätigte im November 2023 die illegale Abschalteinrichtung.
Interne Dokumente belegen Diskussionen über Motorschutz versus Compliance. Dies könnte weitreichende Folgen haben.
Das Thermofenster: Wie Volvo die Abgaswerte manipulierte
Die Technik der Abgasmanipulation nutzt gezielt klimatische Schwachstellen aus. Ein ausgeklügelter Mechanismus reduziert die Abgasreinigung bei bestimmten Außentemperaturen. Dadurch entsteht ein enges Fenster, in dem die Filterung überhaupt erst aktiv wird.
Funktionsweise und Auswirkungen auf die Emissionen
Der Schlüssel liegt im spiegelintegrierten Sensor. Er misst kontinuierlich die Umgebungstemperatur. Sinkt diese unter 15 Grad, schaltet sich die Abschalteinrichtung ein.
- Abgasrückführung wird verriegelt
- Software umgeht EU-Normen
- Filterleistung sinkt um 87%
Tests zeigen extreme Werte: Bis zu 18,2-fache Überschreitungen bei winterlichen Bedingungen. «Die Technik widerspricht allen Umweltschutzzielen», kommentiert ein Entwickler anonym.
Rechtliche Bewertung: Warum das Thermofenster illegal ist
Der Bundesgerichtshof bestätigte 2020 in einem Urteil (VI ZR 40/20): Solche Systeme verstoßen gegen EU-Verordnung 715/2007. Entscheidend ist die Praxisrelevanz:
In Deutschland arbeitet die Abgasreinigung nur 3 Monate pro Jahr effektiv. Das widerspricht dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz. Gerichte sehen hier klaren Betrug.
«Motorschutz darf nicht zu systematischer Umweltbelastung führen.»
Die Folgen sind gravierend: Betroffene Fahrzeuge verlieren bis zu 33% an Wert. Experten fordern nun flächendeckende Rückrufe.
Rechtliche Konsequenzen und aktuelle Urteile
Die rechtlichen Folgen des Abgasskandals nehmen konkrete Formen an. In ganz Deutschland laufen Verfahren gegen den Hersteller, während betroffene Halter ihre Ansprüche geltend machen.
Fahrverbote und Rückrufaktionen: Der Stand in Deutschland
Mehrere Städte erwägen nun Fahrverbote für bestimmte Diesel-Modelle. Besonders betroffen sind Fahrzeuge, die die Grenzwerte massiv überschreiten.
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat bereits Rückrufe für über 13.000 Fahrzeuge angeordnet. Betroffene erhalten Schreiben vom Hersteller mit Aufforderung zur Werkstatt.
Bundesgerichtshof-Urteile und Schadensersatzansprüche
Der Bundesgerichtshof bestätigte in einem Grundsatzurteil (VIa ZR 335/21): Geschädigte haben Anspruch auf 5-15% des Kaufpreises als Schadensersatz.
Ein Präzedenzfall zeigt das Potenzial:
- Audi A6: 32.050€ Entschädigung
- XC90 D5: 8.941€ bei Musterklage
- 78% Erfolgsquote in aktuellen Verfahren
«Die systematische Manipulation rechtfertigt volle Entschädigung.»
Betroffene sollten schnell handeln: Die Frist für Ansprüche läuft 2024 aus. Experten raten zu professioneller Beratung.
Schadensersatz fordern: So gehen Betroffene vor
Betroffene Fahrzeughalter haben klare Rechte. Sie können zwischen zwei Hauptoptionen wählen: Rückabwicklung des Kaufvertrags oder Minderwertentschädigung. Die Entscheidung hängt von individuellen Faktoren ab.
Optionen für Geschädigte: Rückabwicklung oder Entschädigung
Die Rückabwicklung bedeutet die vollständige Rückgabe des Fahrzeugs gegen Erstattung des Kaufpreises. Hiervon wird eine Nutzungsentschädigung abgezogen. Diese berechnet sich nach gefahrenen Kilometern und Nutzungsdauer.
Alternativ kann eine Minderwertentschädigung verlangt werden. Diese beträgt typischerweise 5-15% des ursprünglichen Kaufpreises. Die genaue Höhe hängt vom Einzelfall ab.
Option | Vorteile | Nachteile |
---|---|---|
Rückabwicklung | Volle Rückzahlung (abzgl. Nutzung) | Kein Fahrzeug mehr vorhanden |
Minderwertentschädigung | Behalt des Fahrzeugs möglich | Geringere Auszahlungssumme |
Kosten und Versicherung: Wichtige Details
Ohne Rechtsschutzversicherung können die Kosten eines Verfahrens hoch sein. Viele Versicherungen decken solche Fälle ab – aber nicht alle. Eine vorherige Deckungsanfrage ist essenziell.
Der ADAC empfiehlt in seinem Ratgeber zum Abgasskandal, Ansprüche innerhalb von drei Jahren geltend zu machen. Die Frist beginnt mit Kenntnis der Manipulation.
Wichtige Warnung: Software-Updates können Ansprüche gefährden. Betroffene sollten solche Angebote kritisch prüfen, bevor sie zustimmen.
«Eine vorherige Rechtsberatung spart oft Zeit und Geld. Viele Kanzleien bieten kostenlose Ersteinschätzungen an.»
Fazit: Ihre nächsten Schritte als betroffener Volvo-Fahrer
Die Zeit drängt für Halter manipulierter Fahrzeuge. Fristen für anspruch schadensersatz laufen 2024 aus – schnelles Handeln sichert Entschädigungen. Sammeln Sie Kaufvertrag, HU-Berichte und Werkstattnachweise.
Das Thermofenster in Euro-5/6-Motoren macht systematische Dokumentation essenziell. Kollektivklagen des vzbv erhöhen die Erfolgschancen. Nutzen Sie das DUH-Meldesystem für neue Verdachtsfälle.
Praxis-Tipp: Software-Updates können Ansprüche gefährden. Lassen Sie solche Angebote vorab juristisch prüfen. Eine kostenlose Ersteinschätzung durch Fachanwälte klärt Ihre Optionen.