Margaret Thatcher (geb. Roberts) in ihren frühen Jahren in Grantham
Margaret Hilda Roberts wurde am 13. Oktober 1925 in Grantham, einer Kleinstadt in Lincolnshire, England, geboren. Als Tochter eines Kolonialwarenhändlers und methodistischen Laienpredigers wuchs sie in bescheidenen, aber stabilen Verhältnissen auf. Ihr Vater Alfred Roberts, der später auch Bürgermeister von Grantham wurde, prägte früh ihr Interesse an Politik und vermittelte ihr konservative Werte.
Schon in jungen Jahren zeigte Margaret Thatcher außergewöhnlichen Ehrgeiz und Fleiß. Nach dem Besuch der örtlichen Mädchenschule erhielt sie ein Stipendium für das Somerville College der Universität Oxford, wo sie Chemie studierte. 1946 schloss sie ihr Studium mit einem Bachelor of Arts ab und fügte später einen Bachelor of Science (1949) sowie einen Master of Arts (1950) hinzu.
Während ihrer Studienzeit in Oxford engagierte sie sich bereits politisch und wurde die erste Präsidentin der konservativen Studentenvereinigung. Nach ihrem Abschluss arbeitete sie zunächst als Forschungschemikerin in der Industrie, bevor sie sich entschied, Jura zu studieren. 1954 wurde sie als Anwältin zugelassen und spezialisierte sich auf Steuerrecht.
1951 heiratete sie Denis Thatcher, einen wohlhabenden Geschäftsmann, der ihre politischen Ambitionen stets unterstützte. Aus der Ehe gingen 1953 die Zwillinge Mark und Carol hervor. Die Verbindung mit Denis Thatcher sollte über 50 Jahre halten und bildete ein stabiles Fundament für ihre politische Karriere.
Margaret Thatcher bei ihrer ersten Rede als Vorsitzende der Konservativen Partei, 1975
Nach zwei erfolglosen Kandidaturen für das britische Unterhaus in den Jahren 1950 und 1951 gelang Margaret Thatcher 1959 schließlich der Einzug ins Parlament als Abgeordnete für den Wahlkreis Finchley in Nord-London. Diesen Sitz sollte sie bis 1992 innehaben.
Ihre politische Karriere nahm schnell Fahrt auf. Von 1961 bis 1964 diente sie unter Premierminister Harold Macmillan als parlamentarische Sekretärin im Renten- und Versicherungsministerium. Nach dem Wahlsieg der Labour Party 1964 wurde sie zur Sprecherin der konservativen Opposition im Unterhaus ernannt.
Ein bedeutender Karrieresprung erfolgte 1970, als sie unter Premierminister Edward Heath zur Ministerin für Erziehung und Wissenschaft ernannt wurde – die einzige Frau im damaligen Kabinett. In dieser Position erwarb sie sich den wenig schmeichelhaften Spitznamen «Milk Snatcher» (Milchdiebin), nachdem sie die kostenlose Schulmilch für ältere Kinder abgeschafft hatte.
Nach der Wahlniederlage der Konservativen 1974 wurde Thatcher zunächst umwelt- und später finanzpolitische Sprecherin ihrer Partei. Als Edward Heath nach zwei verlorenen Wahlen innerparteilich unter Druck geriet, kandidierte Thatcher überraschend für den Parteivorsitz.
Am 11. Februar 1975 wurde sie zur Vorsitzenden der Konservativen Partei gewählt – ein historischer Moment, da sie damit die erste Frau an der Spitze einer großen britischen Partei wurde. Als Oppositionsführerin im Unterhaus profilierte sie sich mit scharfer Kritik an der Labour-Regierung unter James Callaghan, insbesondere an deren Wirtschaftspolitik.
«Ich glaube nicht, dass es zu meinen Lebzeiten eine Frau als Premierministerin geben wird.»
Diese Aussage sollte sie schon bald selbst widerlegen. Als die Labour-Regierung im «Winter of Discontent» 1978/79 mit massiven Streiks und wirtschaftlichen Problemen kämpfte, nutzte Thatcher die Gunst der Stunde. Bei den Parlamentswahlen im Mai 1979 errangen die Konservativen die absolute Mehrheit, und Margaret Thatcher wurde als erste Frau Premierministerin Großbritanniens.
Margaret Thatcher vor 10 Downing Street nach ihrem Wahlsieg 1979
Thatchers erste Amtszeit war geprägt von tiefgreifenden wirtschaftlichen Reformen. Sie verfolgte eine monetaristische Wirtschaftspolitik, die auf Inflationsbekämpfung, Reduzierung der Staatsausgaben und Privatisierung staatlicher Unternehmen abzielte. Diese Politik, die später als «Thatcherismus» bekannt wurde, stellte einen radikalen Bruch mit dem bisherigen wirtschaftspolitischen Konsens dar.
Die anfänglichen Auswirkungen ihrer Politik waren schmerzhaft: Die Arbeitslosigkeit stieg stark an, und viele traditionelle Industriezweige gerieten in die Krise. Dennoch hielt Thatcher unbeirrt an ihrem Kurs fest – getreu ihrem berühmten Ausspruch: «You turn if you want to. The lady’s not for turning» (Wenden Sie, wenn Sie wollen. Die Dame wendet nicht).
Ein entscheidender Moment ihrer ersten Amtszeit war der Falklandkrieg im Jahr 1982. Nach der argentinischen Invasion der britischen Falklandinseln im Südatlantik entschied Thatcher, militärisch zu intervenieren. Der erfolgreiche Ausgang des Konflikts stärkte ihre Position erheblich und trug maßgeblich zu ihrem Wahlsieg 1983 bei.
Margaret Thatcher mit US-Präsident Ronald Reagan im Weißen Haus, 1985
In ihrer zweiten Amtszeit setzte Thatcher ihre Wirtschaftsreformen fort und intensivierte die Konfrontation mit den Gewerkschaften. Der einjährige Streik der Bergarbeiter 1984/85 wurde zum Symbol dieser Auseinandersetzung. Thatchers unnachgiebige Haltung führte schließlich zum Ende des Streiks und zur erheblichen Schwächung der Gewerkschaftsbewegung.
Im Oktober 1984 überlebte Thatcher knapp ein Bombenattentat der IRA auf das Grand Hotel in Brighton, wo die Konservative Partei ihre Jahreskonferenz abhielt. Dieser Anschlag, bei dem vier Menschen starben, verstärkte ihren Ruf als unbeugsame «Eiserne Lady».
In der Außenpolitik pflegte Thatcher eine besonders enge Beziehung zu US-Präsident Ronald Reagan. Beide teilten eine entschieden antikommunistische Haltung und trugen zur Verschärfung des Kalten Krieges in den frühen 1980er Jahren bei. Gleichzeitig erkannte Thatcher früh das Reformpotenzial des sowjetischen Führers Michail Gorbatschow und trug zur Entspannung der Ost-West-Beziehungen bei.
Nach ihrem dritten Wahlsieg 1987 konzentrierte sich Thatcher verstärkt auf Reformen im Bildungs- und Gesundheitswesen. Zunehmend umstritten war ihre Europapolitik. In ihrer berühmten Brügge-Rede 1988 wandte sie sich entschieden gegen eine tiefere europäische Integration und legte damit den Grundstein für den späteren «Euro-Skeptizismus» in der Konservativen Partei.
Die Einführung der umstrittenen «Poll Tax» (Kopfsteuer) 1989 führte zu massiven Protesten und untergrub ihre Popularität. Gleichzeitig wuchsen die innerparteilichen Spannungen, insbesondere in der Europapolitik.
Nach dem Rücktritt wichtiger Kabinettsmitglieder und einer Führungskrise in der Konservativen Partei erklärte Margaret Thatcher am 22. November 1990 ihren Rücktritt als Parteivorsitzende und Premierministerin. Ihr Nachfolger wurde John Major.
Proteste gegen Thatchers Privatisierungspolitik in London, 1980er Jahre
Der Begriff «Thatcherismus» beschreibt die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Grundsätze, die Margaret Thatchers Regierungszeit prägten. Im Kern stand eine neoliberale Wirtschaftspolitik, die auf Marktliberalisierung, Privatisierung und Zurückdrängung des staatlichen Einflusses setzte.
«Es gibt so etwas wie eine Gesellschaft nicht. Es gibt einzelne Männer und Frauen und es gibt Familien.»
Dieses berühmte Zitat verdeutlicht Thatchers individualistische Grundhaltung, die den Einzelnen und nicht den Staat in die Verantwortung nahm – ein fundamentaler Bruch mit dem bisherigen sozialdemokratischen Konsens in Großbritannien.
In der Außenpolitik verfolgte Thatcher einen entschieden antikommunistischen Kurs und stärkte die transatlantische Partnerschaft mit den USA. Ihre enge Zusammenarbeit mit Ronald Reagan prägte die internationale Politik der 1980er Jahre maßgeblich.
Gegenüber der Europäischen Gemeinschaft (EG) nahm Thatcher eine zunehmend kritische Haltung ein. Zwar unterstützte sie den gemeinsamen Markt, lehnte aber eine tiefere politische Integration ab. 1984 erreichte sie eine Reduzierung der britischen Beitragszahlungen an die EG («I want my money back»).
In der Deutschlandpolitik stand Thatcher der deutschen Wiedervereinigung nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 skeptisch gegenüber und versuchte, den Prozess zu verlangsamen – ein Standpunkt, der sie innerhalb der westlichen Allianz isolierte.
Margaret Thatcher mit Michail Gorbatschow in London, 1984
Margaret Thatchers Politik polarisierte die britische Gesellschaft wie kaum eine andere Premierministerin vor oder nach ihr. Ihre Wirtschaftspolitik führte zu tiefgreifenden sozialen Veränderungen und wurde besonders in den traditionellen Industrieregionen Nordenglands, Schottlands und Wales‘ scharf kritisiert.
Konfrontation zwischen streikenden Bergarbeitern und Polizei, 1984
Besonders umstritten waren folgende Aspekte ihrer Politik:
| Maßnahme | Jahr | Auswirkungen |
| Abschaffung der kostenlosen Schulmilch | 1971 | Brachte ihr den Spitznamen «Milk Snatcher» ein |
| Falklandkrieg | 1982 | Militärischer Erfolg, aber Kritik an der Entscheidung zum Kriegseinsatz |
| Bergarbeiterstreik | 1984-85 | Schwächung der Gewerkschaften, soziale Verwerfungen in Bergbauregionen |
| Poll Tax | 1989 | Massive Proteste, trug zu ihrem politischen Niedergang bei |
| Haltung zur deutschen Wiedervereinigung | 1989-90 | Diplomatische Isolation innerhalb der westlichen Allianz |
Ihre Haltung gegenüber dem Apartheid-Regime in Südafrika, das sie als «wichtigen Handelspartner» betrachtete und gegen das sie internationale Sanktionen ablehnte, stieß ebenfalls auf erhebliche Kritik.
Margaret Thatcher bei der Enthüllung ihrer Bronzestatue im britischen Parlament, 2007
Nach ihrem Rücktritt 1990 blieb Margaret Thatcher zunächst als Abgeordnete im Unterhaus und übte weiterhin Einfluss auf die Politik der Konservativen Partei aus. 1992 wurde sie als «Baroness Thatcher of Kesteven» in den nicht-erblichen Adelsstand erhoben und erhielt einen Sitz im Oberhaus.
In den 1990er Jahren veröffentlichte sie ihre Memoiren in zwei Bänden: «The Downing Street Years» (1993) und «The Path to Power» (1995). Sie hielt weltweit Vorträge und gründete die Thatcher-Stiftung zur Förderung ihrer politischen Ideen.
Nach mehreren Schlaganfällen zog sie sich 2002 aus der Öffentlichkeit zurück. 2003 starb ihr Ehemann Denis nach 52 Jahren Ehe. In ihren letzten Jahren litt sie an Demenz, wie ihre Tochter Carol 2008 in ihren Memoiren berichtete.
Margaret Thatcher starb am 8. April 2013 im Alter von 87 Jahren in London. Ihr wurde ein Staatsbegräbnis in der St. Paul’s Cathedral zuteil – eine Ehre, die vor ihr zuletzt Winston Churchill erwiesen worden war.
Margaret Thatchers historische Bedeutung ist unbestritten, auch wenn die Bewertung ihrer Politik bis heute kontrovers bleibt. Als erste Frau an der Spitze einer westlichen Großmacht brach sie eine wichtige Barriere und wurde zum Vorbild für Frauen in der Politik.
Ihre Wirtschaftspolitik veränderte Großbritannien grundlegend und beeinflusste auch andere Länder. Der «Thatcherismus» steht für einen Paradigmenwechsel vom Nachkriegskonsens des Wohlfahrtsstaates hin zu einer stärker marktorientierten Politik.
In der internationalen Politik trug sie zum Ende des Kalten Krieges bei und prägte die transatlantischen Beziehungen. Ihre skeptische Haltung gegenüber der europäischen Integration wirkt bis heute nach und beeinflusste den Brexit-Prozess.
«Wenn Sie als Frau in der Politik erfolgreich sein wollen, müssen Sie doppelt so hart arbeiten wie Männer. Zum Glück ist das nicht schwer.»
Margaret Thatcher verlässt 10 Downing Street zum letzten Mal, November 1990
Margaret Thatcher gehört zu den prägendsten politischen Figuren des 20. Jahrhunderts. Als «Eiserne Lady» veränderte sie nicht nur Großbritannien, sondern hinterließ auch international tiefe Spuren. Ihre kompromisslose Art, ihre Entschlossenheit und ihr unbeugsamer Wille machten sie zu einer polarisierenden Persönlichkeit, die bis heute starke Emotionen hervorruft.
Ihr politisches Erbe ist vielschichtig: Einerseits modernisierte sie die britische Wirtschaft und brach verkrustete Strukturen auf, andererseits vertiefte sie soziale Gräben und hinterließ eine gespaltene Gesellschaft. Die Debatte über die Vor- und Nachteile des Thatcherismus dauert bis heute an.
Unabhängig von der politischen Bewertung bleibt Margaret Thatcher eine Pionierin, die als erste Frau in einer von Männern dominierten Welt die höchste politische Position erreichte und über elf Jahre behauptete. Ihre Karriere zeigt eindrucksvoll, wie eine Person mit Entschlossenheit, klaren Überzeugungen und unbeirrbarem Willen die Geschichte eines Landes und einer Epoche prägen kann.
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