Das Landgericht Verden hat eine überraschende Wende im Fall der ehemaligen RAF-Mitglieder eingeleitet. Der Vorwurf des Mordversuchs im Zusammenhang mit einem Überfall 2015 wurde fallengelassen. Stattdessen sieht das Gericht nur bedingten Tötungsvorsatz.
Daniela Klette, eine der Hauptangeklagten, könnte nun mit einer geringeren Strafe rechnen. Die Richter argumentieren: Der Schütze habe den möglichen Tod in Kauf genommen, aber nicht aktiv angestrebt. Ein entscheidender juristischer Unterschied.
Hintergrund ist eine Serie von Raubüberfällen zwischen 2015 und 2024. Die Beute: über 2,7 Millionen Euro. Neben Klette sind auch Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub involviert. Letztere sind weiterhin flüchtig.
Landgericht Verden stuft Vorwurf als bedingten Tötungsvorsatz ein
Juristisch entscheidend: Der Unterschied zwischen bedingtem Vorsatz und Mordversuch. Das Landgericht Verden bewertet die Schüsse während des Überfalls 2015 neu. Laut Urteil handelte der Schütze ohne konkrete Tötungsabsicht.
Richter sehen Rücktritt vom Tötungsvorsatz
Die Verteidigung argumentierte erfolgreich: Die Schüsse trafen nicht gezielt die Fahrerkabine.
«In dynamischen Situationen liegt selten präziser Vorsatz vor», so ein Gerichtssprecher.
Projektilanalysen stützen diese Einschätzung.
Folgen für das Strafmaß: Niedrigere Strafe möglich
Bei bedingtem Vorsatz reduziert sich die Höchststrafe von lebenslänglich auf zehn Jahre. Eine Tabelle zeigt die Konsequenzen:
Vorwurf | Maximalstrafe | Mindeststrafe |
---|---|---|
Mordversuch | Lebenslang | 5 Jahre |
Bedingter Vorsatz | 10 Jahre | 2 Jahre |
Das OLG Celle hatte im Februar 2024 noch auf Mordmerkmale erkannt. Die Staatsanwaltschaft kann Revision einlegen.
Details zum Überfall und Mordvorwurf Klette
Drei Schüsse verändern den Fall grundlegend. Am 6. Juni 2015 zielen die Täter auf einen Geldtransporter in Stuhr bei Bremen. Der Überfall dauert nur vier Minuten, doch die Folgen sind schwerwiegend.
Der Überfall in Stuhr 2015: Schüsse und gescheiterte Beute
Die Täter feuern drei Schüsse: Reifen, Scheibe, Beifahrertür. Zwei Kugeln treffen die Fahrerkabine – doch der Fahrer bleibt unverletzt. Ein weißer VW-Transporter dient als Fluchtfahrzeug.
Die Beute: knapp eine Million Euro. Warum die Tat abgebrochen wurde, ist unklar. Polizeisirenen? Freiwilliger Rückzug? Beweise fehlen.
Staatsanwaltschaft vs. Gericht: Unterschiedliche Bewertungen
Die Staatsanwaltschaft sieht Mordabsicht. Das Gericht widerspricht: «Kein gezielter Beschuss der Fahrerkabine.» Experten betonen:
«Schüsse in dynamischen Situationen sind selten präzise.»
Rechtliche Definition: Bedingter Tötungsvorsatz
Juristen erklären den Unterschied: Bedingter Vorsatz heißt, der Täter nimmt den Tod in Kauf – plant ihn aber nicht. Mehr dazu im Prozessbericht.
Hintergründe: Klette, Garweg und Staub im Fokus
Berlin, Februar 2024: Die Festnahme in einer unscheinbaren Wohnung beendet eine jahrelange Fahndung. Daniela Klette, ehemaliges RAF-Mitglied, wird in Kreuzberg gestellt – ein Schlupfloch mit Verbindungen zu ihren Komplizen.
RAF-Vergangenheit und Leben im Untergrund
In den 90ern prägte Klette die dritte RAF-Generation. Nach deren Auflösung tauchte sie ab. Untergrund-Experten vermuten:
- Finanzierung durch legale Jobs und Schwarzgeld
- Wechselnde Unterschlupfe in Deutschland
- Tarnung durch Alltagskleidung statt Maskerade
«Die Gruppe nutzte professionelle Logistik – aber keine Gewalt gegen Personen.»
Serie von Überfällen: 2,7 Millionen Euro Beute
Zwischen 2015 und 2024 raubte das Trio Geldtransporter in drei Bundesländern aus. Ihre Methoden:
Ort | Datum | Beute |
---|---|---|
Stuhr (Niedersachsen) | 06.06.2015 | 950.000 € |
Kassel (Hessen) | 14.03.2019 | 1,2 Mio. € |
Leipzig (Sachsen) | 22.11.2023 | 550.000 € |
Gesamtsumme: 2,7 Millionen Euro. Perücken und Masken verschleierten ihre Identität.
Aktueller Stand: Klette in Haft, Komplizen flüchtig
Klette sitzt im Frauengefängnis Vechta. Ihre Mitangeklagten Garweg und Staub sind weiter auf der Flucht. Interpol sucht international nach ihnen.
Ein Sondereinsatzkommando überwacht mögliche Kontaktpersonen. Die Frage bleibt: Gab es weitere Helfer?
Fazit: Prozess unterbrochen, Verfahren zieht sich hin
Der Prozess nimmt eine unerwartete Pause – das Gericht vertagt die Verhandlung bis August 2024. Bis Jahresende sind weitere Verhandlungstage geplant. Experten rechnen mit einer mehrjährigen Verfahrensdauer.
Noch stehen Beweisaufnahmen zu zwölf Überfällen aus. Die Polizei bereitet Zeugenvernehmungen vor, darunter Sicherheitskräfte. Juristen erwarten strategische Manöver beider Seiten.
Die Debatte über den Umgang mit ehemaligen Terroristen im Alter gewinnt an Fahrt. Vergleichbare Langzeitverfahren dauerten oft Jahre. Medienberichte prägen zunehmend die öffentliche Wahrnehmung.
Ein Hinweis auf mögliche Deal-Verhandlungen bleibt Spekulation. Das Gericht betont: Die Beweislage entscheidet.