Die Geschichte der Gaunerzeichen: Vom Mittelalter bis heute
Die Tradition der Gaunerzeichen reicht bis ins Mittelalter zurück. Damals nutzten umherziehende Bettler, Hausierer und Landstreicher diese geheimen Symbole, um sich gegenseitig wichtige Informationen mitzuteilen. Mit einfachen Kreidezeichen oder Ritzungen an Hauswänden gaben sie Hinweise, ob in einem Haus mit Almosen zu rechnen war, ob die Bewohner besonders fromm oder großzügig waren oder ob man besser weiterzog.
Der Begriff «Zinken» stammt vermutlich vom lateinischen Wort «signum» (Zeichen) oder vom althochdeutschen «zinko» (Zacke, Spitze) ab. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich eine regelrechte Geheimsprache mit hunderten verschiedenen Symbolen, die nur Eingeweihte verstanden.
Während Gaunerzeichen früher hauptsächlich von Bettlern und Landstreichern genutzt wurden, dienten sie später zunehmend organisierten Einbrecherbanden zur Kommunikation. Auch heute noch tauchen diese Zeichen gelegentlich auf, obwohl moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones ihre Bedeutung stark verringert haben.
Die häufigsten Gaunerzeichen und ihre Bedeutung

Gaunerzeichen sind meist einfache grafische Symbole, die mit Kreide, Kohle oder durch Einritzen angebracht werden. Ihre Bedeutung kann je nach Region und Zeit variieren, doch einige klassische Symbole haben sich über Jahrhunderte erhalten:
Symbol | Bedeutung |
Gezackte Linie | Ein Hund ist im Haus |
Waagerechter Strich mit drei senkrechten Strichen | Hier gibt es etwas zu holen |
Zwei waagerechte Striche mit drei senkrechten Strichen | Hier gibt es Geld |
Ein waagerechter Strich | Hier gibt es nichts zu holen |
Ein Kreis mit einem Kreuz | Hier gibt es Essen |
Ein Dreieck | Alleinstehende Frau |
Ein waagerechter und ein senkrechter Strich | Alleinstehende Person |
Kreis mit zwei parallelen Linien | Bewohner rufen die Polizei |
Diese Symbole können an verschiedenen Stellen angebracht werden: an der Hauswand, am Briefkasten, am Gartenzaun, an der Garage oder sogar auf der Fußmatte. Sie sind meist unauffällig und klein, sodass sie von Unbeteiligten kaum bemerkt werden.
Gaunerzeichen in der Praxis: Reale Beispiele

Dieses Kreidezeichen an einer Hauswand könnte bedeuten, dass hier «etwas zu holen ist». Solche Markierungen werden oft an unauffälligen Stellen angebracht.

An diesem Briefkasten wurde ein Symbol eingeritzt, das auf «wohlhabende Bewohner» hindeuten könnte. Briefkästen sind beliebte Stellen für Gaunerzeichen.

Auch an Laternen oder anderen öffentlichen Objekten in der Nähe markierter Häuser können Gaunerzeichen auftauchen, wie dieses Dreieck mit Strich.

Eine gezackte Linie am Gartenzaun warnt potenzielle Einbrecher vor einem Hund im Haus – ein klassisches Beispiel für Gaunerzeichen.
Moderne Gaunerzeichen: Neue Methoden der Einbrecher

Die klassischen Kreidezeichen und Ritzungen werden heute seltener verwendet. Stattdessen setzen moderne Einbrecher auf unauffälligere Methoden, um herauszufinden, ob ein Haus bewohnt ist oder sich als Einbruchsziel eignet:
- Dünne Plastikstreifen, die zwischen Tür und Rahmen geklemmt werden. Sind diese nach einigen Tagen noch vorhanden, ist niemand zu Hause.
- Kleine Steine oder Zweige, die vor der Haustür platziert werden. Bleiben diese unverändert liegen, deutet das auf Abwesenheit hin.
- Umgedrehte Fußmatten oder verschobene Blumentöpfe als Indikatoren für längere Abwesenheit.
- Werbeflyer oder Zeitungen, die in die Tür geklemmt werden und bei Abwesenheit nicht entfernt werden.
- Durchsichtige Klebestreifen über dem Türschloss, die bei Benutzung des Schlosses reißen würden.
Diese modernen Methoden sind besonders tückisch, da sie leicht übersehen werden können. Sie dienen demselben Zweck wie die traditionellen Gaunerzeichen: Einbrechern Informationen über potenzielle Ziele zu liefern.
Gaunerzeichen im digitalen Zeitalter: «Warchalking»

Im Zeitalter der Digitalisierung haben sich auch die Gaunerzeichen weiterentwickelt. Das sogenannte «Warchalking» ist eine moderne Form der Gaunerzinken, bei der offene oder ungesicherte WLAN-Netzwerke markiert werden. Diese Kreidezeichen an Häusern, Laternenmasten oder auf dem Straßenpflaster geben technisch versierten Kriminellen Hinweise auf mögliche digitale Einbruchsziele.

Zwei gegenüberliegende Halbkreise: Offenes WLAN-Netzwerk ohne Passwortschutz

Geschlossener Kreis: Geschlossenes (privates) WLAN-Netzwerk
Über solche ungesicherten Netzwerke können Kriminelle nicht nur kostenlos surfen, sondern auch auf vernetzte Geräte im Smart Home zugreifen. Im schlimmsten Fall können sie sogar Alarmsysteme oder digitale Türschlösser manipulieren und sich so Zugang zum Haus verschaffen.
Wichtig: Sichern Sie Ihr Heimnetzwerk mit komplexen Passwörtern und halten Sie Ihr Betriebssystem immer aktuell. Schalten Sie das WLAN nachts oder bei längerer Abwesenheit ab.
Schützen Sie Ihr Zuhause vor Einbrechern
Unsere Sicherheitsexperten beraten Sie gerne zu modernen Sicherheitslösungen für Ihr Haus oder Ihre Wohnung. Vereinbaren Sie jetzt eine kostenlose Beratung!
Gaunerzeichen entdeckt: Was tun?

Wenn Sie verdächtige Zeichen an Ihrem Haus oder in Ihrer Nachbarschaft entdecken, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:
- Dokumentieren Sie das Zeichen mit einem Foto, bevor Sie es entfernen.
- Entfernen Sie das Symbol durch Abwischen oder Übermalen, damit sich potenzielle Einbrecher nicht daran orientieren können.
- Informieren Sie die Polizei über Ihren Fund und teilen Sie ihnen mit, wo und wann Sie das Zeichen entdeckt haben.
- Warnen Sie Ihre Nachbarn, damit auch sie wachsam sein können.
- Überprüfen Sie Ihre Sicherheitsmaßnahmen und verbessern Sie gegebenenfalls den Einbruchschutz Ihres Hauses.
Besonders bei modernen Gaunerzeichen wie Plastikstreifen in der Tür oder Klebestreifen am Türschloss sollten Sie umgehend handeln, da diese auf eine akute Ausspähung hindeuten können.
Vorbeugung: So schützen Sie Ihr Zuhause

Mechanischer Schutz
- Türen immer abschließen, auch bei kurzer Abwesenheit
- Fenster vollständig schließen, nicht gekippt lassen
- Einbruchhemmende Fenster und Türen der Widerstandsklasse RC2 einbauen
- Zusatzschlösser und Querriegel an Türen anbringen
- Rollläden nachts und bei Abwesenheit herunterlassen
Elektronischer Schutz
- Bewegungsmelder an schlecht einsehbaren Stellen installieren
- Zeitschaltuhren für Beleuchtung bei Abwesenheit nutzen
- Alarmanlage mit Tür- und Fenstersensoren installieren
- WLAN-Netzwerk mit starken Passwörtern sichern
- Smart-Home-Geräte regelmäßig aktualisieren
Verhalten im Urlaub
- Briefkasten regelmäßig leeren lassen
- Rollläden nicht dauerhaft geschlossen halten (Zeitschaltuhren nutzen)
- Keine Urlaubshinweise auf dem Anrufbeantworter oder in sozialen Medien hinterlassen
- Nachbarn über längere Abwesenheit informieren
- Wertgegenstände sicher verwahren, idealerweise in einem Bankschließfach
Häufige Fragen zu Gaunerzeichen
Werden Gaunerzeichen heute noch verwendet?
Ja, obwohl moderne Kommunikationsmittel wie Smartphones die Bedeutung traditioneller Gaunerzeichen verringert haben, werden sie nach wie vor vereinzelt entdeckt. Besonders organisierte Einbrecherbanden nutzen sie gelegentlich noch, da sie im Gegensatz zu digitaler Kommunikation keine Spuren hinterlassen. Moderne Varianten wie Plastikstreifen in Türen oder Warchalking-Symbole sind heute jedoch häufiger anzutreffen.
Wie erkenne ich, ob es sich um ein Gaunerzeichen oder eine harmlose Kritzerei handelt?
Die Unterscheidung kann schwierig sein. Gaunerzeichen sind in der Regel klein, unauffällig und an strategischen Stellen wie Briefkästen, Hauseingängen oder Gartenzäunen angebracht. Sie bestehen meist aus einfachen geometrischen Formen wie Kreisen, Strichen oder Kreuzen. Im Zweifelsfall ist es ratsam, ein Foto zu machen und die Polizei zu konsultieren, die mehr Erfahrung mit der Identifizierung solcher Zeichen hat.
Erhöht ein Gaunerzeichen am Haus das Einbruchsrisiko?
Laut Polizei ist die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs nicht zwangsläufig höher, wenn Gaunerzeichen entdeckt werden. Dennoch sollten sie als Warnsignal verstanden werden, dass Ihr Haus möglicherweise ausgespäht wurde. Es ist ratsam, die Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. Besonders bei modernen Markierungen wie Plastikstreifen in der Tür sollten Sie wachsam sein.
Professioneller Einbruchschutz für Ihr Zuhause
Lassen Sie sich von unseren Experten beraten und erhalten Sie ein maßgeschneidertes Sicherheitskonzept für Ihr Haus oder Ihre Wohnung. Vom mechanischen Einbruchschutz bis zur smarten Alarmanlage – wir haben die passende Lösung für Sie.
Fazit: Wachsamkeit ist der beste Schutz
Gaunerzeichen haben eine lange Geschichte und sind auch im digitalen Zeitalter nicht vollständig verschwunden. Ob klassische Kreidezeichen oder moderne Markierungen – sie können ein Hinweis darauf sein, dass Ihr Haus ins Visier von Einbrechern geraten ist. Durch Wachsamkeit, gute Nachbarschaft und geeignete Sicherheitsmaßnahmen können Sie jedoch das Risiko eines Einbruchs deutlich reduzieren.
Achten Sie auf verdächtige Zeichen an Ihrem Haus, dokumentieren Sie diese und informieren Sie die Polizei. Investieren Sie in einen guten Einbruchschutz und sensibilisieren Sie auch Ihre Nachbarn für das Thema. Denn gemeinsam lässt sich die Sicherheit im Wohnviertel am besten gewährleisten.
Denken Sie daran: Ein aufmerksamer Blick und ein gesundes Maß an Vorsicht sind die besten Verbündeten gegen ungebetene Gäste – heute genauso wie vor Jahrhunderten, als die ersten Gaunerzeichen auftauchten.