Biografie: Vom Stahlarbeiter zum Publikumsliebling
Manfred Krug bei einem Jazz-Konzert in Ost-Berlin, 1964. Bildnachweis: Bundesarchiv; ADN-Zentralbild
Am 8. Februar 1937 wurde Manfred Krug in Duisburg geboren. Als Sohn eines Eisenhütten-Ingenieurs siedelte er im Alter von zwölf Jahren mit seinem Vater in die DDR über. Dort begann er mit 14 Jahren eine Lehre als Stahlschmelzer, die er drei Jahre später als jüngster Facharbeiter der Republik abschloss.
Nach seiner Ausbildung arbeitete Krug im Stahl- und Walzwerk Brandenburg und holte parallel das Abitur an einer Abendschule nach. 1954 begann er ein Studium an der staatlichen Schauspielschule in Ost-Berlin, das er jedoch nach eineinhalb Jahren wegen «disziplinarischer Schwierigkeiten» abbrechen musste.
Seine Karriere als Schauspieler startete Krug dennoch erfolgreich. Als Eleve am «Berliner Ensemble» legte er die Bühnenreifeprüfung ab und erhielt bald erste kleine Rollen in DEFA-Produktionen. Der Durchbruch gelang ihm 1962 mit dem autobiografischen Lustspiel «Auf der Sonnenseite», das ihn zum Publikumsliebling machte.

Manfred Krug präsentiert seine Schallplatte «Lyrik-Jazz-Prosa», 1965. Bildnachweis: Deutsches Historisches Museum
«Ich bin in allererster Linie ein Unterhaltungsschauspieler und habe überhaupt keine Botschaft.»
Der Schauspieler Manfred Krug
In der DDR verkörperte Krug häufig Charaktere mit einem gewissen rebellischen Charme. Seine erste Hauptrolle hatte er 1960 in Frank Beyers Film «Fünf Patronenhülsen». Den ersten großen Erfolg feierte er zwei Jahre später in dem autobiografischen Film «Auf der Sonnenseite».

Manfred Krug als Brigadier Balla im Film «Spur der Steine» (1966), der in der DDR verboten wurde. Bildnachweis: DEFA-Stiftung
Legendär wurde seine Rolle als Brigadier Balla in dem Film «Spur der Steine» (1966). Der Film, der sich kritisch mit den Verhältnissen in der DDR auseinandersetzte, wurde kurz nach der Premiere verboten und erst 1989 wieder aufgeführt. Krug verkörperte darin einen selbstbewussten Arbeiter, der sich gegen die Parteidoktrin auflehnt – eine Rolle, die ihm beim Publikum große Sympathien einbrachte.
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Nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik 1977 gelang Krug auch im Westen schnell der Durchbruch. Er übernahm eine Hauptrolle in der Fernsehserie «Auf Achse» und wurde ab 1984 als Hamburger Kriminalkommissar «Paul Stoever» in der «Tatort»-Reihe bekannt.

Manfred Krug als kauziger Kiez-Anwalt in der ARD-Serie «Liebling Kreuzberg». Bildnachweis: SFB
Besonders populär wurde Krug durch die Fernsehserie «Liebling Kreuzberg», die 1986 startete. In der von Jurek Becker geschriebenen Serie spielte er den unkonventionellen Rechtsanwalt Robert Liebling, der mit seiner direkten Art und seinem Gerechtigkeitssinn das Publikum begeisterte. Die Serie wurde 1988 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.
Krugs Schauspielstil zeichnete sich durch Authentizität und Natürlichkeit aus. Er selbst bezeichnete sich stets als «Gaukler» – als einen Menschen, der ein paar Kunststücke beherrscht, mit denen er sein Publikum unterhält.
Der Sänger Manfred Krug
Neben der Schauspielerei war die Musik Krugs zweite große Leidenschaft. Bereits in den 1960er Jahren etablierte er sich in der DDR als erfolgreicher Jazzsänger und Chansonnier. Seine markante Baritonstimme und sein Gespür für Rhythmus machten ihn zu einem der beliebtesten Interpreten des Landes.

Manfred Krug bei einem Auftritt mit seiner Jazz-Band in den 1970er Jahren. Bildnachweis: Deutsches Rundfunkarchiv
Zwischen 1964 und 1966 veröffentlichte Krug mehrere erfolgreiche Schallplatten, darunter «Jazz und Lyrik» (1964), «Manfred Krug und die Modern Jazz Big Band» (1965) und «Lyrik-Jazz-Prosa» (1966). Seine Musik verband Jazz-Elemente mit literarischen Texten und schuf damit einen eigenständigen Stil.
«Schlager sind es wert, auch gesungen zu werden.»
Von 1970 bis 1976 spielte Krug zudem die Rolle des Sporting Life in der Oper «Porgy and Bess» an der Komischen Oper Berlin. Nach seiner Übersiedlung in die Bundesrepublik setzte er auch dort seine musikalische Karriere fort und veröffentlichte weitere Alben.
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Cover der Schallplatte «Lyrik-Jazz-Prosa» von Manfred Krug, 1966. Bildnachweis: Amiga/VEB Deutsche Schallplatten
Politisches Engagement und Ausreise aus der DDR
Manfred Krugs Karriere in der DDR endete abrupt, als er 1976 zusammen mit anderen prominenten Künstlern gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann protestierte. Die Unterzeichnung der Protesterklärung hatte für Krug schwerwiegende Folgen: Zwei bereits fertige Filme mit ihm wurden nicht mehr gezeigt, weitere zugesagte Rollen wurden ihm entzogen, und zahlreiche angekündigte Konzerte wurden abgesagt.

Manfred Krug bei seiner Ausreise aus der DDR im Juni 1977. Bildnachweis: Privatarchiv
Als Krug daraufhin beruflich isoliert wurde und keine Rollenangebote mehr erhielt, stellte er einen Ausreiseantrag. Im Juni 1977 siedelte er mit seiner Familie nach West-Berlin über. In seinem Buch «Abgehauen» (1996) und dem gleichnamigen Film (1998) schilderte Krug später die Ereignisse von der Biermann-Ausbürgerung bis zu seiner Ausreise.
«Er hätte sich heute zu Wort gemeldet. Er fehlt jeden Tag umso mehr.»
Im Westen musste Krug im Alter von 40 Jahren beruflich von vorn beginnen, was ihm jedoch erstaunlich schnell gelang. Er etablierte sich rasch als beliebter Schauspieler und setzte auch seine musikalische Karriere fort.
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Kulturelles Erbe und Nachlass
Manfred Krug starb am 21. Oktober 2016 in Berlin. Er hinterließ ein umfangreiches künstlerisches Werk, das sowohl die deutsche Filmgeschichte als auch die Musiklandschaft nachhaltig geprägt hat. Sein Nachlass umfasst über 40.000 Seiten Dokumente, die heute im Manfred-Krug-Archiv in der Akademie der Künste in Berlin zugänglich sind.
Das Archiv gibt Einblick in Krugs Persönlichkeit und sein Schaffen. Es enthält persönliche Dokumente, Fotos, Plakate, Manuskripte und Produktionsunterlagen mit handschriftlichen Anmerkungen. Auch Krugs Songtexte, die er unter dem Pseudonym Clemens Kerber schrieb, sind dort zu finden.
Posthum wurden seine Tagebücher veröffentlicht, die ihn als scharfsinnigen Beobachter seiner Zeit zeigen. Der dritte Band «Ich beginne wieder von vorn» erschien 2024 im Kanon Verlag.

Manfred Krug in seinen späteren Jahren, Anfang der 2000er. Bildnachweis: Privatarchiv

Eröffnung des Manfred-Krug-Archivs in der Akademie der Künste Berlin, 2024. Bildnachweis: Akademie der Künste
Häufig gestellte Fragen zu Manfred Krug
Welche Filme und Serien mit Manfred Krug sind besonders bekannt?
Warum verließ Manfred Krug die DDR?
Welche musikalischen Werke hat Manfred Krug veröffentlicht?
Wo kann man heute Manfred Krugs Werk erleben?
Ein Künstler zwischen den Welten
Manfred Krug war ein Künstler, der Grenzen überwand – nicht nur geografisch zwischen Ost und West, sondern auch künstlerisch zwischen Schauspiel, Musik und Literatur. Mit seinem unverwechselbaren Charme und seiner authentischen Art begeisterte er Generationen von Zuschauern und Zuhörern.
Als einer der wenigen Stars, die sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik erfolgreich waren, verkörperte Krug ein Stück deutsch-deutscher Kulturgeschichte. Sein Werk bleibt lebendig – in Filmen, Musik und nun auch in seinen posthum veröffentlichten Tagebüchern, die einen intimen Einblick in das Leben und Denken dieses außergewöhnlichen Künstlers geben.

Manfred Krug – ein vielseitiger Künstler, der als Schauspieler, Sänger und Autor die deutsche Kulturlandschaft prägte. Bildnachweis: Collage